Rostocker Heide: Naturschutz und Tourismus sind vereinbar


20. August 2020

Der Hinweis einer Fahrradtouristin klingt trotz des schönen Sommerwetters barsch: „Hier ist Naturschutzgebiet!“ Ihr ganz persönlicher Stein des Anstoßes waren vier PKW, die am Wegesrand im Hütelmoor, dort wo eigentlich nur Fußgänger und Radfahrer erlaubt sind, parkten. Was die aufgeregte Dame nicht wusste: Der Leiter des Rostocker Stadtforstamtes, Jörg Harmuth, hatte zu einem Vororttermin geladen, um vor der Presse über die Verträglichkeit von Tourismus und Umweltschutz im Naturschutzgebiet (NSG) zu berichten. Die Idee: Informationen statt Verbote.

„Jeder, der die Natur versteht, kann sie auch schützen“, ist der Forstamtsleiter überzeugt und verweist auf eine neue Infotafel die unweit der Vogelbeobachtungsstation Hütelmoor installiert wurde. Ansprechend aufbereitet wurde hier das, was die Gegend ausmacht: Besonderheiten zu Flora und Fauna sowie wichtige Erkundungstipps. Es ist die erste von insgesamt sieben Tafeln, die Forstwirt Peter Rehberg, zuständig für Instandhaltung, Wartung und Sicherheitsprüfung, erst kürzlich unweit eines Wegweisers aufgestellt hatte. Einer dieser neuralgischen Punkte inmitten des Stadtwaldes, wo sich viele Menschen aufhalten und es deshalb auch sinnvoll scheint, Informationen zu streuen. „Wir wollen die Leute begeistern und niemanden aussperren, denn ‚zu Tode geschützt ist auch gestorben‘“, betont Harmuth. Und so ganz nebenbei werden die Besucher auch darauf hingewiesen, wie sie selber zum Naturschutz beitragen können – alles Basics und selbstverständlich. Landschaft sei nun mal nicht vermehrbar. Die allermeisten halten sich an die Regeln.

Ansonsten Natur pur in der Rostocker Heide: Die drei Naturschutzgebiete – Heiligensee und Hütelmoor (540 Hektar), Radelsee (218 Hektar) und Schnatermann (54 Hektar) – stehen dafür, dass Naturschutz auch in einer hochfrequentierten touristischen Landschaft machbar ist: „Seeadler, eine sehr seltene und störungsempfindliche Vogelart, fühlen sich hier trotz der Touristen wohl. Das Paar hat auch in diesem Jahr wieder ein Küken großgezogen, das erste Flugversuche unternimmt. Es ist einfach wunderbar, die Vogelfamilie über dem Hütelmoor kreisen zu sehen“, schwärmt Jörg Harmuth.

Die Neugier der Menschen anzusprechen, ist auch die Intention von Angelika Stoll, Sachbearbeiterin für Liegenschaften, Jagd und Naturschutz im Stadtforstamt. Ein wichtiger Teil ihres Konzeptes ist die richtige Besucherlenkung, denn so betont die 40-Jährige: „Es ist wichtig, dass sich die Natur ganz in Ruhe entwickeln kann.“ Zur Besucherführung im NSG gehört eben auch, dass die Wege ab dem StrandResort Markgrafenheide nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad nutzbar sind.

Das Design der Infotafeln ist an die Beschilderung des erst 2018 eröffneten Entdeckerpfads durch die Rostocker Heide angepasst. Beginnend am Strandrestaurant & Bar „blaue boje“ ist der Pfad auch im Internet zu finden. Zur Auswahl stehen ein 2,8 Kilometer Rundweg und eine acht Kilometer lange Fahrradtour. 14 Stationen mit so interessant klingenden Namen wie „Warenhaus Wald“, „Rostocker Nachtleben“ oder „Pension Eiche“ machen neugierig und für die jüngeren Naturforscher ist immer eine Spielstation dabei.

Als problematisch werden auch in der Rostocker Heide die Wildcamper eingestuft. Sie sind gerade in der Corona-Zeit häufig anzutreffen und scheuen sich oft nicht, am Strand, nur wenige Meter vom ausgetrockneten Stadtwald entfernt, ein Lagerfeuer zu entzünden. Am 10. August wurde hier die Waldbrandstufe 4 ausgerufen. In diesem Fall geht es nicht ohne Verbote und Mitarbeiter des Forstamtes, des Kommunalen Ordnungsdienstes und die Polizei patrouillieren regelmäßig. Für dingfest gemachte Wildcamper werden empfindliche Bußgelder fällig.


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M. Kittel - 20.08.2020 um 21:26 Uhr
S. g. Damen und Herren,

in Ihrem interessanten Artikel fallen u. a. zwei Fakten ins Auge. Die Anmerkung der Fahrradtouristin sowie der letzte Abschnitt zum Wildcamping.
Wir haben ein "unscheinbares" Landschaftsschutzgebiet in Warnemünde zwischen Kiosk Weststrand und Hotel Wilhelmshöhe.
Hier kann man seit einiger Zeit regelmäßig Camper antreffen, die im Waldstreifen der Küste übernachten.
Die hinterlassenen Reste und niedergetretenen Bereiche sind gut erkennbar. Hier wurden offenbar seitens Ordnungsamt keine Konsequenzen eingeleitet.
Bedauerlich.
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