Ortsgespräch wünscht sich kindgerechtes Seebad


16. April 2015

Die in Warnemünde wohnenden Familien mit Kindern stellen sich zunehmend die durchaus berechtigte Frage, ob sie hier im Ostseebad überhaupt erwünscht sind. Abgesehen davon, dass die Wohnungsmieten für sie kaum bezahlbar sind, ist das gesamte Umfeld zumeist auf Touristen oder Senioren ausgerichtet. Etwa 80 diskussionsfreudige Gäste erörterten das Thema gestern Abend im Rahmen des ersten Ortsgesprächs in der Aula der Heinrich-Heine-Grundschule. Das Ortsgespräch ist eine neue Veranstaltungsreihe, initiiert durch die Warnemünder Elternschaft. Ein Quantensprung war nicht zu erwarten – vielmehr handelte es sich um einen Gedankenaustausch zwischen Vertretern der Hansestadt Rostock und betroffenen Eltern.

Der Soziologe und Stadtplaner Prof. Jörg Knieling sitzt seit zwei Jahren im Gestaltungsbeirat der Stadt Rostock und eröffnete den Abend mit seinem Impulsreferat „Kindliche Stadtarchitektur“. Er legte dar, was „Kindgerechtigkeit“ für die Stadtentwicklung bedeutet und wies auf daraus resultierende Interessenkonflikte etwa in Bezug auf Verkehr oder Tourismuswirtschaft hin. Knieling veranschaulichte seinen Vortrag mit Beispielen – guten, wie schlechten – und appellierte an die Verantwortlichen, Kinder als Partner in die Stadtplanung mit einzubeziehen. Die städtische Kinderkoordinatorin Angelika Stiemer fordert ebenfalls mehr Kinderbeteiligung: „Nur so erhöht sich letztlich die Lebensqualität für alle.“ Denkbar und wünschenswert ist ihrer Meinung nach ein Kinder-Ortsbeirat für Warnemünde. „So etwas wurde in anderen Stadtteilen schon erfolgreich umgesetzt“, informiert die engagierte Fachberaterin des Jugendamtes. Das neu zu gründende Gremium soll in Zusammenarbeit mit dem Strukturausschuss des „Erwachsenen-Ortsbeirates“ städtebauliche Entwicklungen aus Kindersicht begleiten. Der Ausschussvorsitzende Dr. Werner Fischer signalisierte großes Interesse, zumal das Strukturkonzept für Warnemünde ohnehin fortgeschrieben werden soll.  

In der folgenden Diskussion wurde eines ganz schnell klar: Den Kindern fehlen Rückzugsmöglichkeiten und Orte zum Spielen. Zwar gibt es im Ort zehn Spielplätze, doch nach Aussage von Claus Ruhe Madsen geht es nicht um die Quantität. „Mitten in Teterow gibt es einen riesigen Spielplatz, in Warnemünde nur ein paar Rutschen und den Strand. Auch der neu gestaltete Kirchenplatz ist nicht auf Kinder, sondern auf Durchgangsverkehr ausgelegt“, argumentiert der Vater einer sechsjährigen Tochter. „Muss Spielen für Kinder immer organisiert werden“, hinterfragt Dr. Wolfgang Nitzsche. Der heutige Bürgerschaftspräsident ist gebürtiger Warnemünder und erinnert sich noch gut an seine Kinderzeit, in der man als Steppke noch Kreativität entwickeln musste: „Wir haben noch allein im Diedrichshäger Moor gespielt und waren irgendwann abends zu Hause.“ Kreativität ist heute offenbar nicht mehr gefragt. So berichtete eine in der Schillerstraße wohnende Warnemünderin von ihren beiden Söhnen, die im angrenzenden Stephan-Jantzen-Park seit zwei Jahren versuchen, sich mit herumliegenden Ästen eine Höhle zu bauen – vergebens, denn das Grünamt räumt alles schnell wieder weg. Naturnahe Freifläche zum Herumtollen und Bolzen gibt es im Ostseebad einfach keine mehr. Zunehmend wird alles bebaut. Weil auch die Straßen und Wege zugeparkt sind, ist es für Kinder oft viel zu gefährlich, hier zu spielen.

Unstrittig ist bei allen Beteiligten, dass sich im Zuge der Medienangebote auch das Spielverhalten der Kinder verändert hat. Nichtsdestotrotz wollen und sollen die Lütten aber auch raus. Bausenator Holger Matthäus will nun prüfen lassen, ob etwa im Aranka-Park ein Abenteuerspielplatz entstehen könnte.


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|