Neues von den Seenotrettern


27. März 2023

Der Liegeplatz Nummer 23 an der Nord-Westseite des Alten Stroms von Warnemünde ist der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) zugeordnet und soll ab Ende Oktober bis voraussichtlich Mai 2024 erneuert werden. Darüber informierte Ortsamtsleiterin Franka Teubel in der jüngsten Ortsbeiratssitzung. Dabei würden die maroden wasserbaulichen Anlagen auf einer Länge von etwa 30 Metern zurückgebaut und durch einen Neubau analog der bereits realisierten Steganlagen im Bereich der Liegeplätze 1 bis 24 ersetzt. Auftraggeber ist das Hafen- und Seemannsamt der Stadt Rostock.

„Wir bleiben natürlich einsatzbereit und verholen die Arkona während der Bauarbeiten an die Station Mittelmole“, informiert Jörg Westphal, Leiter des Seenotretter-Informationszentrums in Warnemünde. Auch würde in diesem Zuge das kleine Häuschen am Anleger des Rettungskreuzers erneuert. Es sackt ab und soll durch ein neues, funktionelles Gebäude ersetzt werden. Mit den Planungen wurde der Architekt Enno Zeug beauftragt. Die Finanzierung ist gesichert: „Von einer Dame aus Berlin haben wir dafür eine zweckgebundene fünfstellige Summe als Geldspende erhalten. Ich denke, wir werden damit auskommen“, so Westphal. Sollte es nicht reichen, hat der Geschäftsführer eines Rostocker Wohnungsunternehmens bereits angekündigt, den Rest übernehmen zu wollen. Der Liegeplatz 23 im Alten Strom muss nicht nur modernisiert, sondern auch angepasst werden. „Wir werden in weniger als zehn Jahren eine neue Rettungseinheit hier in Warnemünde zu liegen haben und benötigen dafür zusätzlich vier Anlege- und Festmacherdalben“, verrät Jörg Westphal.

Zu Schiffsneubauten ist im noch druckfrischen Jahrbuch der Seenotretter einiges nachzulesen. Es handelt sich um die 152. Ausgabe dieser informativen Broschüre, in der die DGzRS auch das Vorjahr bilanziert. Für viele ist das Heft ein Sammelobjekt. „Die erste Ausgabe erschien im Rückblick auf das Jahr 1866, betitelt als ‚Mitteilungen über das deutsche Rettungswesen‘“, berichtet Jörg Westphal. Im Ersten Weltkrieg sei man durchgängig erschienen, im Zweiten auch einige Jahre nicht. Später lautete der Titel „Bericht über das Rechnungsjahr“, dann „Jahresbericht“ und ab 1950 schließlich „Jahrbuch“ mit Tätigkeitsbericht. „Wenn also jemand zu Hause ein Jahrbuch datiert auf 1949 findet, kann er davon ausgehen, dass es sich um eine Fälschung handelt und auf der anderen Seite, wenn es Familien geben sollte, die alle 151 Ausgaben zu Hause haben, dann ist das ein echter Schatz.“

Nicht fehlen darf die Übersicht zu den Einsatzberichten. „Keiner der 65 Einsätze, die unsere Kollegen gefahren haben, hat es ins Jahrbuch geschafft. Ein gutes Zeichen, weil nichts wirklich Ernsthaftes passiert ist“, so Westphal. Normalerweise werden zwischen 60 bis 80 Einsätze im Jahr gefahren. Jetzt sind es 65, also relativ wenig. Das decke sich mit den deutschlandweiten Einsatzzahlen. „Wir hatten an der mecklenburgischen Ostseeküste 461 Einsatzfahrten. Das waren im Jahr zuvor 60 Fahrten mehr. Es war also insgesamt ruhiger.“

Zwei Geschichten gehen Jörg Westphal persönlich sehr ans Herz: Da ist die eines kinderlosen Ehepaares aus Hamburg. „Wir kennen ihre Beweggründe nicht, doch Inga und Curt Corneels haben uns in ihrem Testament großzügig bedacht und hinterlassen uns ihr gesamtes Vermögen. Ohne, dass wir sie kannten. Gern hätten wir noch Danke gesagt.“ Und dann nach 30 Jahren der Beitrag über den Untergang der Jan Heweliusz am 14. Januar 1993, bei dem nur neun von 64 Menschen überlebten, berührend aufbereitet durch den damaligen Vormann des Seenotkreuzer Hans Lüken, Karl-Heinz Schumacher. „Dazu gibt es einen Film, in dem auch die Retter zu Wort kommen. Die Arkona war seinerzeit in Sassnitz stationiert und spielt ebenfalls eine Rolle.“

Im vergangenen Jahr sind die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee 1.883 Einsätze gefahren (Vorjahr: 2.023 Einsätze). Dabei halfen sie insgesamt 3.289 (3.505) Menschen. Allein 91 (61) von ihnen wurden aus Seenot gerettet, weitere 306 (272) aus Gefahr befreit.

Die Wichtigkeit der Seenotretter ist in den Köpfen der Menschen fest verankert: „Wir haben glücklicherweise seit April 2022 nach Corona wieder öffnen dürfen und merken, dass das Interesse an unserer Arbeit ungebrochen ist. Ganz im Gegenteil, hat es sogar noch zugenommen“, freut sich Jörg Westphal über die Akzeptanz. Das ist gut so, denn genau wie sie Arbeit der Seenotretter werden auch alle Schiffsneubauten ausschließlich über Spenden finanziert. Und damit immer ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, werden immer auch engagierte ehrenamtliche Helfer für die Betreuung von Informationsständen gesucht.

Foto: MaP


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