Marine Hitzewellen in der Ostsee


16. August 2024

Marine Hitzewellen – Perioden, in denen sich die oberen Wasserschichten des Meeres zeitweise extrem erwärmen – treten weltweit immer häufiger auf. Forschende des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) haben nun bestätigt, dass auch die Ostsee verstärkt betroffen ist. Durch die Analyse umfangreicher meteorologischer und hydrographischer Daten konnten spezifische Wetterlagen identifiziert werden, die solche Hitzewellen in der Ostsee begünstigen. Erstmals wurde zudem untersucht, wie tief sich diese Erwärmung ausbreitet und welche Folgen das für das Meeresökosystem hat.

Es zeigt sich deutlicher denn je, dass sich das Klima – scheinbar unaufhaltsam – immer weiter aufheizt:  Allein dieses Jahr wurde bislang für jeden Monat ein neuer Temperaturrekord aufgestellt und erst kürzlich, am 21. Juli, vermeldete der europäische Copernicus-Klimadienst den im Schnitt heißesten Tag, der jemals auf der Erde registriert wurde.  

Die Erderhitzung macht auch vor den Weltmeeren nicht Halt und die Erwärmung der Ostsee ist besonders besorgniserregend. In den letzten 35 Jahren ist die Temperatur hier um mehr als 1 °C gestiegen, was die Ostsee zu einer der am schnellsten erwärmenden Meeresregionen der Welt macht.

Marine Hitzewellen machen den Meeresökosystemen zu schaffen. Sie treten sowohl im Sommer als auch im Winter auf. Stabile Hochdrucklagen über Skandinavien, starke Sonneneinstrahlung und hohe Lufttemperaturen lassen die Oberflächentemperaturen stark ansteigen. „Dazu verhindern schwache Winde, dass sich das immer stärker erwärmende Oberflächenwasser mit kaltem Wasser aus der Tiefe vermischen kann, wodurch sich die Hitze in den oberen Wasserschichten quasi aufstaut“, erläutert Markus Meier, Ostseeklimaexperte am IOW. Im Winter hingegen sind es feucht-warme Atlantikwinde, die die Abkühlung des Wassers verhindern und so Hitzewellen verursachen. „Dass der Atlantik unser Klima über Europa beeinflusst, ist bekannt. Dass er aber auch Extremereignisse wie winterliche Hitzewellen in der Ostsee verursacht, ist neu“, so Meier.

Die Auswirkungen dieser Hitzewellen sind alarmierend: Eine aktuelle Studie des IOW zeigt, dass sich die Erwärmung bis in eine Tiefe von 20 Metern ausbreitet und dort den Sauerstoffgehalt drastisch senken kann. In flachen Küstengewässern führt das zu kritischen Sauerstoffmängeln, die das Überleben von Meeresorganismen wie Muscheln, Krebsen und Fischen gefährden. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Mangelzonen in Bereichen auftreten, die eigentlich gut durchmischt und belüftet sein sollten.

„Da die Ostsee zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen des Weltmeeres zählt, besteht hier ein hohes Risiko, dass die marinen Hitzewellen zusammen mit weiterer Klimaaufheizung immer häufiger kritische Sauerstoff-Defizite für die Bodenfauna verursachen. Das hätte weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem“, kommentiert Ostseeklimaforscher Markus Meier abschließend.


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