Luxusliner der Arbeiterklasse – Kreuzfahrt in der DDR


04. März 2016

Am 15. März 2016 findet ab 19.00 Uhr auf einem Fahrgastschiff der Reederei Schütt im Rostocker Stadthafen, Liegeplatz Kempowskiufer, der 231. Rostocker Hafenstammtisch statt. Zum Thema „Luxusliner der Arbeiterklasse – Kreuzfahrt in der DDR“ wird eine 45-minütige Dokumentation des ZDF gezeigt. Im Anschluss können Besucher der Veranstaltung mit den Podiumsgästen Kapitän Gerd Peters, dem Kamerateam der ZDF-Produktion, bestehend aus der Redakteurin Sylvia Bleßmann und dem Kameramann Dirk Bethage, sowie weiteren Protagonisten ins Gespräch kommen.

Drei Urlauberschiffe hielt die DDR unter Dampf. Wer es an Bord geschafft hatte, erlebte ein Gefühl der grenzenlosen Freiheit, das im Alltag kaum einer kannte. Denn hinter dem Leuchtturm von Warnemünde war seit dem Mauerbau die Welt für die meisten DDR-Bürger zu Ende. Mit dem Kreuzfahrtschiff durchfuhren sie die unsichtbare, nahezu unüberwindbare Sperrzone auf See. Etwa 300.000 DDR-Bürger schickte das kleine Land in drei Jahrzehnten auf große Fahrt. Nur Wenige gewannen die Reise im Lotto oder kauften sie im Reisebüro. Die Meisten aber wurden von ihren Betrieben delegiert, als Auszeichnung für gute Arbeit. Vom einfachen Arbeiter bis zum Professor waren alle Berufsgruppen an Bord vertreten. Aber auch einige tausend Westdeutsche gingen mit den Urlauberschiffen auf große Fahrt. In den 1980er-Jahren warb das Reiseunternehmen TUI in Katalogen für einen Urlaub auf dem Ostschiff Arkona. Das ehemalige ZDF-Traumschiff war einem Millionenpublikum in Ost und West als Astor bekannt.

Auf kein anderes Schiff träumten sich mehr DDR-Bürger als auf die Völkerfreundschaft. Sie war das erste Urlaubsschiff der DDR. Das heute als Azores unter portugiesischer Flagge fahrende Schiff gilt mit fast 70 Jahren als ältestes Kreuzfahrtschiff der Welt. Das ZDF war für seine Dokumentation, die erstmals im September 2015 ausgestrahlt wurde, mit ehemaligen Passagieren und Crew-Mitgliedern noch einmal an Bord. Kapitän Gerd Peters erinnert sich: „Das Schiff hat die DDR 1960 von den Schweden gekauft. Ein weltberühmtes Unglücksschiff. Als Stockholm rammte es 1956 im Nebel die Andrea Doria. Der italienische Luxusliner ging unter. 51 Menschen starben.“

Auch als „Fluchtfähren“ wurden die Urlauberschiffe genutzt, nachdem die DDR 1961 die Grenzen geschlossen hatte. Einmal stand die Völkerfreundschaft sogar im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Im Oktober 1962 – als die Amerikaner einen Blockadering um Kuba zogen, weil sie Raketenstützpunkte der Sowjetunion auf der Insel entdeckt hatten. In diese weltpolitische Krise hinein fuhr das Kreuzfahrtschiff mit 700 Menschen an Bord. Einer von ihnen, Dieter Hildebrand, erzählt von den 13 dramatischen Tagen, die alle Passagiere erlebten. Kein Schiff durfte passieren – nur die Ostdeutschen auf dem Kreuzfahrtschiff ließen die Amerikaner durch. Die Gefahr eines Atomkrieges war abgewendet.

Diese und andere Reisegeschichten schildert die Dokumentation „Luxusliner der Arbeiterklasse“. Kapitän Gerd Peters, das Kamerateam der ZDF-Produktion, bestehend aus der Redakteurin Sylvia Bleßmann und dem Kameramann Dirk Bethage, sowie weitere Protagonisten werden an diesem Abend Gäste des vom Journalisten Horst Marx moderierten Hafenstammtisches sein. Der Eintritt ist frei. Besucher sind herzlich eingeladen, an einer unterhaltsamen Veranstaltung teilzunehmen.

Foto: Gerd Peters


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