Ideen zur nachhaltigen Entwicklung des Schnatermanns gesucht


07. Juli 2022

Kaum ein Rostocker kennt ihn nicht, den Schnatermann, gelegen östlich der Warnow, am Breitling, jener Verbreiterung des Flusses, kurz vor dessen Einmündung in die Ostsee. Das Naherholungsgebiet soll perspektivisch behutsam weiterentwickelt werden. Eine Herzensangelegenheit für Rostocks Bau- und Umweltsenator Holger Matthäus. Er hatte am Dienstag zu einem Gedankenaustausch in den Traditionsgasthof Schnatermann eingeladen. Zugegen waren Vertreter aus Stadtverwaltung, Ortsbeiräten und Bürgerschaft, lokaler Wirtschaft, ansässiger Vereine, Verbände und des Tourismus. Moderiert wurde diese erste Klausur durch Josephine Ulrich und Sebastian Hampf von der städtischen Koordinierungsstelle für Bürgerbeteiligung. Gemeinsam wollte man die Eckpfeiler eines nachhaltigen Nutzungskonzeptes ausloten: Was ist machbar, was hat die Stadtverwaltung schon vorgedacht, wie kann sich die Privatwirtschaft einbringen und was kann das Ehrenamt leisten?

Herausgearbeitet wurden zunächst Stärken und Schwächen, aber auch Chancen und Risiken des Standortes. „Dazu hatten wir im Vorfeld der Veranstaltung schon viele Gespräche geführt“, berichtete Sebastian Hampf. Sehr schnell habe sich ein starker nostalgischer Bezug vieler Familien zum Schnatermann herauskristallisiert. Schulklassen nutzen das Areal für Wander- und Projekttage, es gibt einen kleinen Sandstrand, ideal für Familien mit Kindern, einen Sportboothafen, der gerade wieder ertüchtigt wird und im Background die Rostocker Heide, mit 6.000 Hektar größter zusammenhängender Küstenwald Deutschlands.

Zu den Stärken zählen aber auch die Erreichbarkeit von Land oder das Wasser und der Fakt, dass es einen gültigen Bebauungsplan gibt. „Der ist zwar schon 24 Jahre alt, aber immer noch gültig und weist den Schnatermann als ‚Sondergebiet Erholung‘ aus“, wusste Ralph Maronde vom Stadtplanungsamt zu berichten. Schwächen sind beispielsweise die unzureichende Wasserver- und Entsorgung, eingeschränkte Parkmöglichkeiten und ÖPNV-Anbindung, marode Hafenanlagen, aber auch das Fehlen eines Alleinstellungsmerkmales. Auch müsse eine mögliche Hafen-Ost-Erweiterung und die daraus resultierende Umleitung des Peezer Bachs beachtet werden. Zudem stelle die Zuständigkeit gleich mehrerer (neun) Ämter als „Behördendschungel“ eine große Hürde dar.

Der Schnatermann hat aber auch großes Potential. Das wissen Silke Walzog-Meyer
und Ehemann Frank Meyer, die 2019 den Gasthof übernommen haben und mit dem Ziel angetreten sind, ein Naherholungsgebiet für Einheimische zu erschließen. „Touristische Angebot gibt es aus unserer Sicht schon zur Genüge, man muss nur nach Warnemünde schauen“, verwies die Wirtin. Ihr Wirtschaftsunternehmen hat drei Standbeine: die Liegewiese mit Waldgarten und Kioskbetrieb geöffnet von Juni bis September immer mittwochs bis sonntags von 11 bis 17.30 Uhr, die Durchführung von Veranstaltungen aller Art und den Restaurantbetrieb. Wegen Personalmangels kann das Restaurant derzeit jedoch leider nicht öffnen und die Vermietung der zum Objekt gehörenden Holzhütten ist an Veranstaltungen und Feierlichkeiten geknüpft.

Eine vollbiologische Kläranlage, die bessere Anbindung an ÖPNV und Radwegenetz, ein bis zwei P+R Parkplätze, die Ertüchtigung von Strand und Sportboothafen, aber auch ein Aussichtsturm als Alleinstellungsmerkmal stehen bei den Betreibern ganz oben auf der Wunschliste. Wünschenswert wäre zudem, dass das gesamte Areal eine Fußgängerzone wird, denn das Zufahrt-verboten-Schild übersehen viele Besucher. „Sehr beliebt bei Familien mit Kindern ist unser Strand mit flachem Wasser in sehr guter Qualität, doch leider bewegen sich mittendrin auch die Reiter, weshalb wir für eine Abtrennung von Bade- und Reiterstrand sind“, so Walzog-Meyer.

Darüber hinaus fanden sich die Teilnehmer in mehreren Arbeitsgruppen zum Brainstorming. Was ist bei einer moderaten Entwicklung des Schnatermanns alles denkbar? Kein Dauerwohnen, dafür alternative Beherbergungsangebote zu Wasser und an Land, der Ganzjahresbetrieb des Gasthofes, eine gemeinsame Vermarktung aller Heidegaststätten über die Tourismuszentrale, die Erweiterung der Spiel- und Sportangebote, die Schaffung maritimer und Heide-Umweltbildungsangebote, ein Wasserwanderrastplatz, der nachhaltige Haufenausbau, P+R mit Fahrradverleih, ein Ausbau der Fahrgastschifffahrt und die verbesserte Anbindung auch ohne Auto war im Groben die Ergebnisse.

Forstamtsleiter Jörg Harmuth erinnerte an die natürlichen Gegebenheiten. Schließlich ist die Rostocker Heide gleich dreifach belegt mit Schutzgebieten, wobei das FFH Gebiet am empfindlichste sei. „Planen können wir daher alles Mögliche, doch für vieles wird es keine realistische Chance geben“, lautete sein Einwand. Aus Sicht des Stadtförsters sei die touristische Nutzung der Rostocker Heide ohnehin bereits ausgereizt, denn „alles was mehr als zwei Beine hat, muss auch mal seine Ruhe haben“.

Bürgerschaftsmitglied Sybille Bachmann (Rostocker Bund), die schon 2021 eine Einbindung des Schnatermanns in die Tourismuskonzeption gefordert hatte und das Areal als Außenstandort der Buga ins Gespräch brachte, sprach von einem „Heidejuwel“, das in eine angemessene Fassung gehört. Jetzt gelte es, dafür die Rahmenbedingungen abzuklären. Zu Machbarkeiten und Zuständigkeiten will Senator Matthäus die Runde in etwa zwei Monaten erneut zusammenrufen.


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Kerstin - 10.07.2022 um 11:30 Uhr
Ich könnte mir da eine Minigolfanlage sehr gutvorstellen , aber auch ein Kinderspielplatz aus Holz.
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