Historische Warnemünder Volljolle zum Stadtjubiläum


14. Juli 2017

Mit einer modernen Schiffbauwerft hat die historische Bootswerft im Rostocker IGA Park, nur wenige Meter vom Traditionsschiff entfernt, beim allerbesten Willen nichts zu tun. Die Wände zieren alte Hobel, Sägen und Messlehren; es riecht angenehm nach Leinöl, Hanf und Holz. Vor etwa zehn Jahren wurde die kleine Werft als sinnvolle Ergänzung zum Rostocker Schiffbau- und Schifffahrtsmuseums an dieser Stelle eingerichtet. „Bis auf eine Segelmacherei haben wir hier alles, um den traditionellen Schiffbau wieder aufleben zu lassen“, sagt Museumschefin Dr. Kathrin Möller. „Im 19. Jahrhundert gab es viele dieser kleinen Schiff- und Bootsbaubetriebe, angesiedelt vorrangig im heutigen Stadthafen. Die Warnemünder durften seinerzeit noch keine eigenen Schiffe bauen. Die dortigen Fischer nutzen die Bootsbaubetriebe auf Höhe Dorf Groß Klein und Schmarl“, ergänzt der gelernte Tischler Uwe Ahlgrimm.

Aktuell entsteht ein traditionelles Holzboot, nämlich die Replik einer echten Warnemünder Volljolle, auch „Twei-Smacker“ genannt, auf der historischen Bootswerft in Schmarl. Die beiden Sprietsegel, auch Smacken, verhalfen der Jolle zu ihrem Namen. Die Volljolle war in Warnemünde früher sehr weit verbreitet. Sie wurde einfach nur zum Segeln, Fischen, als Arbeitsschiff oder aber als Ausflugsboot für die stetig ansteigende Zahl der Touristen genutzt.  „Möglicherweise wurde damit sogar der Grundstein für die Warnemünder Woche gelegt“, vermutete Ahlgrimm, der selbst passionierter Segler ist und für den dieser Nachbau einen großen Gewinn für die Schiffbaugeschichte darstellt, denn die „Twei-Smacker“ ist mit der sich ausbreitenden Motorisierung quasi von der Bildfläche verschwunden.

Die Kiellegung für die Jolle erfolgte auf der hölzernen Helling unter einem Laubendach schon Ende Juni. Der Rostock Bootsbaumeister und Hobbysegler Paul Brümmer musste von der Idee nicht lange überzeugt werden. Tatkräftig unterstützt durch sechs weitere Segelenthusiasten – unter ihnen pensionierte Tischler wie Uwe Ahlgrimm aber auch ein ehemaliger Segeltrainer und sogar ein Arzt – fing er sofort Feuer und sorgt jetzt für die fach- und sachgerechte Ausführung der Arbeiten. Sie alle arbeiten ehrenamtlich für das Projekt, das von Sponsoren lebt. Der öffentliche Zuspruch ist groß und mit der Wohnungsgenossenschaft Schiffahrt-Hafen sitzt glücklicherweise schon ein finanzkräftiger Partner im Boot. „Natürlich sind wir auch weiterhin auf Unterstützung angewiesen und es muss auch nicht immer Geld sein“, sagt die Museumsleiterin. Aktuell wird neben einem Liegeplatz in Warnemünde – hier soll die Jolle ab dem kommenden Sommer ihren angestammten Platz haben – noch ein Hafentrailer gesucht. In das Projekt Jollenneubau werden zudem die Schüler des Ecolea-Gymnasiums – sie können im Sportunterricht das Segeln erlernen – mit eingebunden. Das Interesse ist auch von dieser Seite groß und regelmäßig sind sie vor Ort auf der Bootswerft, um sich ein Bild über den Arbeitsfortschritt zu machen und dabei selbst das eine oder andere Werkzeug in die Hand zu nehmen.

Im Frühsommer 2018, pünktlich zum 800. Stadtjubiläum, soll die Warnemünder Jolle fertig aufgetakelt sein und Kathrin Möller freut sich schon heute auf den ersten Segeltörn nach Rostock.

Foto 2 und 3: Heimatmuseum Warnemünde


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