Hanse Sail Podcast: Traditionsschiffe in Not?


10. Juli 2023

Fast 150 Schiffe haben sich für die 32. Hanse Sail angemeldet und so steigt die Zahl der Teilnehmer im Vergleich zu den Vorjahren wieder deutlich an. Der Trend stimmt positiv und dennoch: Nur 116 dieser Schiffe fahren offiziell als Traditionsschiffe. Ihr Fortbestand ist gefährdet. Deutlich erhöhte Sicherheitsstandards, bürokratische Hürden und natürlich die Corona-Pandemie haben Spuren hinterlassen. Über die aktuelle Situation, Chancen und Hürden spricht Jan-Matthias Westermann, Vorsitzender für die Gemeinsame Kommission für historische Wasserfahrzeuge e.V. als Dachverband der deutschen Traditionsschiffe in der neuesten Folge des Hanse-Sail-Podcasts „Aufgetakelt“.

„Ich schätze 20 bis 30 Traditionsschiffe werden seit 2019 verloren gegangen sein“, sagt Westermann. Die Gründe seien vielfältig. Ein Schlüsselfaktor sei aber die seit 2018 geltende Schiffsicherheitsverordnung. Diese hat die Bauvorschriften und Anforderungen an die Besatzungen derart verschärft, dass der Betrieb der Schiffe im Ehrenamt vor großen Herausforderungen steht.

Westermann war 2015 während der Debatten um die neue Verordnung als frisch gewählter Vertreter der Deutschen Traditionsschifffahrt an den damaligen Verkehrsminister Alexander Dobrindt herangetreten und fortan am Dialog zwischen Regierung und Vereinen beteiligt.

Als Rettungsanker sollte eigentlich ein vom Bund gestellter Fördertopf in Höhe von 20 Millionen Euro dienen. Doch die Ausschüttung des Geldes gestaltet sich bis heute schwierig. Neben zahlreichen Missverständnissen um das ehrenamtliche Fundament der Vereine und die dahingehende Förderfähigkeit, hat sich auch die Corona-Pandemie als großer Stolperstein erwiesen.

„Es gab einen großen Stopp. Die Schiffe durften nicht fahren, man durfte sich nicht versammeln, man konnte keine Anträge stellen. So haben wir zwei Jahre verloren, in denen die Schiffe nicht mal Rücklagen bilden konnten, um die laufenden Investitionen in das Schiff zu tätigen. Wir sind in Rückstand für die Übergangsfristen der Schiffsicherheitsverordnung geraten“, sagt Westermann im Podcast.

Man habe sich nun darauf verständigen können, dass die Antragsfrist zur Förderung zwar weiterhin bis 31.12.2023 besteht, aber die Umsetzungsfrist um zwei Jahre verlängert werde. Dennoch: Die Genehmigung der Fördergelder sei nicht gut gelaufen. „Es werden wohl von den 20 Millionen Euro am Ende nur ein Viertel abgerufen. Für viele Vereine war diese Art der Zuwendung so unüberschaubar, dass sie kaum zu bewältigen war“, sagt Westermann.

Die dritte Folge des Hanse Sail Podcast „Aufgetakelt“ mit Jan-Matthias Westermann ist auf allen gängigen Portalen wie Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music, Google Podcasts oder Deezer zu hören.

Foto: TZRW/ Moritz Naumann


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