Gänsehaut inklusive: Hanse-Tour Sonnenschein mit großem Finale in Warnemünde

Die letzten Vorbereitungen sind abgeschlossen und morgen früh um 8.00 Uhr kann es endlich wieder losgehen: Schon zum vierten Mal in Folge schnürt Optikermeister Martin Ernst aus Warnemünde sein (kleines) Gepäck, um bei der Hanse-Tour Sonnenschein mitzuradeln. So, wie alle anderen Teilnehmer verfolgt er dabei nur ein Ziel: auf der knapp 550 Kilometer langen Strecke möglichst viel Geld für schwerstkranke Kinder und ihre Familien einzusammeln. Corona-bedingt musste auch die Benefiz-Fahrradtour vom Frühsommer in den Herbst verschoben werden. Erstmals haben sich die Organisatoren zudem mit Konzepten zur Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln auseinandergesetzt. Doch das alles macht ihnen nichts aus. Hauptsache, die Traditionstour kann stattfinden.

Vor drei Jahren durch Chef-Organisator Claus Ruhe Madsen „angefixt“, gehört Martin Ernst zu den hochmotivierten Pedalrittern, die sich bei Hitze, Wind und Wetter abstrampeln, um Spendengelder einzuwerben. Schwerpunktmäßig unterstützt wird auch in diesem Jahr die Initiative der Universitätsmedizin Rostock „Mike Möwenherz“ – ein ambulantes Kinder-Palliativ-Netzwerk, das es sterbenden Kindern ermöglicht, zu Hause bei ihren Familien zu leben. Etwa die Hälfte aller Einnahmen – im vergangenen Jahr waren es 130.000 Euro – geht an Mike Möwenherz. Der Rest fließt an die Kinderklinik der Universitätsmedizin Rostock und andere regionale Projekte zugunsten kranker Kinder. Kein Wunder also, dass die Tour für den Betriebsleiter des Brillenkontors Janmare absoluten Vorrang hat. Verletzungsbegingt begleitete er den Tross im vergangenen Jahr im Führungsfahrzeug. Eventuell wird das auch vom 2. bis 5. September wieder der Fall sein: „Das Organisationsteam hat schon angefragt“, verrät der 50-jährige Warnemünder.

535 Kilometer gilt es in diesem Jahr zu bewältigen, wobei die Marinetechnikschule in Parow als Basislager dient. Hier geht es vor allem familiär zu: Es wird gemeinsam gefrühstückt, zu Abend gegessen und in der Sporthalle auch geschlafen. Wem das nicht komfortabel genug ist, der mietet sich irgendwo in der Nähe ein. Die 150 Radsportbegeisterten aus ganz Deutschland lernen in diesem Jahr Vorpommern kennen. Insgesamt 24 Stationen, darunter Gnoien, Stralsund, Gingst und Sassnitz auf der Insel Rügen, Greifswald, Jarmen, Zingst und Wustrow, werden angefahren. „Wir hoffen auch im schwierigen Corona-Jahr auf viele Spenden und freuen uns besonders auf die Gänsehautmomente, die uns Kinder mit ihrem herzlichen Empfang bereiten. Diese Begrüßungsrituale haben es in sich“, weiß Martin Ernst.

Zum zweiten Mal endet die Hanse-Tour Sonnenschein nach vier schweißtreibenden Tagen in Warnemünde. Am Sonnabend gegen 17.40 Uhr werden die Radfahrer am Leuchtturm erwartet. Auch dort soll es eine Bühne zur Übergabe von Spendenschecks geben. Schon um 15.00 Uhr beginnt auf dem Leuchtturm Vorplatz das AOK Familienfest zum Tourfinale mit BMX-Bahn, Segway-Parcours und Sportmobil des Landessportbundes. Die Moderation übernimmt Tim Lindemann.

In die Pedale treten Männer und Frauen – geübte und auch weniger geübte – fast aller Altersklassen. Einige radeln nur einzelne Etappen mit, andere ziehen durch und wieder andere, die sogenannten „Jäger und Sammler“, fahren sogar voraus um entgegenkommende Autos auf der Strecke anzuhalten und um finanzielle Unterstützung zu bitten. Für alle, die partout nicht mehr weiterkönnen, begleitet ein Sammelbus der RSAG die Strecke. Angenommen wird dieses Angebot, wenn überhaupt, nur etappenweise. Der Ehrgeiz hat die Nase vorn. Technischen Support stellt wieder der Bike Market Rostock. Um Blasen, Blessuren und andere Wehwehchen kümmern sich die mitreisenden Sanitäter.

Die seit 1997 stattfindende Hanse-Tour Sonnenschein gilt als Flaggschiff des gleichnamigen Fördervereins, der in seiner über 20-jährigen Geschichte schon mehr als zwei Millionen Euro eingeworben hat. Alle eingenommenen Spenden kommen zu 100 Prozent den Kindern zugute. Sämtliche Tour- und Verwaltungskosten werden durch die Teilnehmer oder Mitglieder des Vereins getragen.