Ein echtes Liebhaberstück: der Schlepper "Petersdorf"


21. Januar 2017

Eng ist die Geschichte des Schleppers Petersdorf mit Warnemünde verknüpft. 1958 wurde er auf der Warnowwerft als firmeneigener Werftschlepper gebaut. Neben der Abarbeitung weitreicher Reparationsleistungen für die UdSSR begann man dort zunächst in sehr bescheidenem Umfang mit dem Neubau von Seeschiffen und für die innerbetriebliche Logistik wurde auch ein Schlepper benötigt. 1959 konnte die 19,7 Meter lange und 6,03 Meter breite Petersdorf in Betrieb genommen werden. Gestiegene Anforderungen machten sechs Jahre später einige Umbauten und Modernisierungen notwendig. Ein neuer leistungsfähiger Dieselmotor kam zum Einsatz – er bildet bis heute das Herzstück der Petersdorf – und das Schiff wurde in dem Zuge schiffbaulich modernisiert. Einer der damals beteiligten Schiffsmaschinenschlosser war Jörg Drenkhahn, ein echter Warnowwerft-Veteran und Warnemünder. Nachvollziehbar, dass er die Geschichte und Geschicke des Schiffes mit besonders großem Interesse verfolgt. Diese führte über den Hafen von Sassnitz – dort übernahm die Petersdorf Schleppleistungen für die Reederei Lojewski – und eine Statistenrolle im Film „Der Untergang der Wilhelm Gustloff“, 2014 wieder zurück nach Rostock. Dank guter Pflege war das Schiff in sehr gutem Zustand und der Verein Technische Flotte Rostock e.V. nahm sich ihrer an.

Gerade in der jüngsten Vergangenheit ist die „Old Lady“ jedoch in unruhiges Fahrwasser geraten, denn das Schiff war einigen Vereinsmitgliedern schlicht zu klein und man wollte sich um ein größeres bemühen. Schließlich kam es zum Tausch der Wega aus Wilhelmshaven gegen die Petersdorf. Dem in Ostseebad aufgewachsenen Wolfgang Dethloff und einigen anderen Vereinsmitgliedern war das gar nicht recht: Das Schiff ist Warnemünder Geschichte, es ist in sehr gutem Zustand und dazu noch seetüchtig, argumentierte der Diplomingenieur für Schiffsmaschinenbau. Schließlich trennten sich die Wege und im Oktober 2016 wurde der Verein Schlepper Petersdorf e.V. gegründet, der heute Betreiber des Schiffes ist. Der neue Liegeplatz befindet sich im Rostocker Stadthafen, direkt vor dem Restaurant „Carlo“. „Gern hätten wir einen Liegeplatz in Warnemünde, aber aktuell geht das leider  nicht. Vielleicht ändern sich die Bedingungen nach der Umgestaltung des Werftbeckens“, so Dethloff, der sich noch mit finanziellen Sorgen trägt: „Wir benötigen dringend 5.000 Euro, die schon im März als zweite Rate an den kurzzeitigen Vorbesitzer der Petersdorf in Wilhelmshaven zu zahlen sind.“ Langfristig gebraucht werden neben Geld- auch immer wieder Sachspenden zur Werterhaltung, für fällige Inspektionen und Reparaturen. „Schiffbauunternehmen und Zulieferer gibt es in unserer Region viele. Vielleicht ist ja der eine oder andere an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert“, hofft der 70-jährige. Sein Verein sucht zudem noch motivierte Mitstreiter, etwa Nautiker, Maschinisten, Köche und andere schiffsaffine Freiwillige. 

„Die Warnemünder sind bereit, den traditionsreichen Schlepper zu unterstützen und wollen ihn irgendwann einmal zurück ‚nach Hause‘ holen“, weiß Jörg Drenkhahn, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Kultur im Ortsbeirat Warnemünde, der seine Kontakte einbringt. „Das Schiff ist ein echtes Liebhaberstück, relativ klein und passt auch deshalb sehr gut ins Ostseebad“, ist er sicher. Für ihn wäre ein Liegeplatz im Alten Strom, möglicherweise nach erfolgter Sanierung der Kaianlagen, eine weitere Option für die Petersdorf.

„Generell wünschen wir uns für die Zukunft eine gute Zusammenarbeit auch mit anderen Vereinen, denn das ist immer zum gegenseitigen Vorteil“, unterstreicht Wolfgang Dethloff. Partnerschaften zum Warnemünder Heimatmuseum und zum Traditionsschiff werden bereits gepflegt. Regelmäßige Bastelnachmittage für Kinder in den Ferien machen den Kinder und der Besatzung Spaß.

„Die Kinder- und Jugendarbeit ist uns sehr wichtig und wir wollen sie noch erweitern. Künftig werden wir mathematisch-physikalische Exkursionen anbieten, um Schülern etwa praxisnah erklären zu können, wie man zum Beispiel das Volumen eines Motors errechnet“. Die Petersdorf ist zudem Anlaufpunkt für Veteranen der Warnemünder Warnowwerft und Geschichtswerkstatt. Zur Warnemünder Woche, Anfang Juli, ist ein Besuch am Neuen Strom geplant. 

Übrigens: Benannt wurde der Schlepper nach einem Dorf, das 1960 dem Bau des Rostocker Überseehafens weichen musste.


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