Die "Sonne" in Warnemünde


26. November 2014

Mehr als 3.000 Menschen, darunter 250 Schüler aus zehn Klassen, nutzten gestern die erste und voraussichtlich auch letzte Gelegenheit, das weltweit modernste Tiefseeforschungsschiff Sonne am Warnemünder Passagierkai zu besichtigen. „Ich bin einfach nur begeistert“, schwärmt etwa die Warnemünderin Erika Schulz ob der Möglichkeiten und Komplexität an Bord des Schiffes.

„Unsere Erde besteht zu 60 Prozent aus Wasser, aber nur sieben Prozent des Meeresbodens sind bislang erforscht“, sagt Lina Podszun vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften in Bremen, Marum. Auf einem Reliefglobus zeigt die junge Wissenschaftlerin den Marianengraben, die tiefste bisher bekannte Stelle des Pazifiks und der Weltmeere überhaupt. Der Pazifik soll auch das künftige Einsatzgebiet dieser 116 Meter langen „schwimmenden Hightech-Stadt“ sein. Die Sonne verfügt über spezielle hochauflösende Tiefsee-Lotanlagen zur Erkundung und Vermessung des Meeresbodens. Die umfangreiche Decksausrüstung mit Kränen, Winden und Hydrographenschächten ermöglicht Einsätze von Geräten aller meereskundlichen Disziplinen. Gesammelte Proben werden in gut ausgestatteten Laboren und Kühlräumen untersucht und aufbewahrt, die Daten aufbereitet und ausgewertet.

Bis zu 40 Wissenschaftler leben hier über mehrere Monate in großzügig eingerichteten Wohn- und Aufenthaltsräumen. Die seemännische Besatzung besteht aus maximal 35 Frauen und Männern. Einer von ihnen ist der Chief Achim Schüler. Der Wahl-Rostocker betreut die beiden autark arbeitenden Motorenräume – eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Schiffen. Den Job teilt er sich mit seinem Kollegen Dieter Hermesmeyer. „Ich steige in zwei Wochen ab und bin dann ab März 2015 wieder an Bord“, erklärt der leitende Maschinist den Arbeitsturnus. Der Antrieb des Schiffes erfolgt dieselelektronisch über zwei Elektrofahrmotoren im Tandembetrieb mit je 1.150 kW und vier Dieselgeneratoren mit je 1.620 kW. Zwei Beckenruder – ausfahrbare Azimuth-Bugstrahler – vorne und achtern mit je 860 kW, ein Pumpjet vorne mit 2.990 kW als vollwertiger 360 Grad Antrieb und eine Flossenstabilisierungsanlage ermöglichen den Wissenschaftlern hervorragende Bedingungen. Der technische Standard auf dem Schiff entspricht der „Königsklasse“ –  zwei Drittel der Schiffslänge auf den unteren zwei Decks sind Maschinenraum. „Die Arbeit ist sehr anspruchsvoll und steckt voller Herausforderungen“, so Schüler.

Auch in Sachen Umweltverträglichkeit ist die Sonne hochmodern, denn verheizt wird kein Schweröl, sondern leichtes schwefelarmes marines Gasöl. Katalysatoren sind ebenfalls im Einsatz. Das Forschungsschiff wurde nach den Richtlinien Blauer Engel zum umweltschonenden und energieeffizienten Betrieb gebaut.

Das FS Sonne ersetzt ein gleichnamiges privates Forschungsschiff, das über viele Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF, gechartert wurde. Die Kosten für das hochmoderne Schiff in Höhe von 124 Millionen hat zu 90 Prozent der Bund getragen, den Rest übernahmen die Küstenländer Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.


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