Die "Köbbertsche Ecke" ist eröffnet


09. April 2015

Dem beliebten Warnemünder Sänger und Entertainer Horst Köbbert ist im Heimatmuseum ab sofort eine Dauerausstellung gewidmet. Ermöglicht wurde das durch seine Witwe Gabriele Köbbert, die unzählige Fotos, Briefe und persönliche Gegenstände an den Fundus des Museums übergab. „Wir können die Köbbertsche Familiengeschichte bis etwa 1900 belegen“, sagt die Museumsleiterin Dr. Kathrin Möller. Seine Mutter Frieda wuchs in Warnemünde auf, und galt als „Modernsche“, weil sie mit Tochter Irmgard eine uneheliche Tochter aufzog. Vater Erwin Köbbert war eigentlich Postschaffner und kam aus Danzig. Er erlernte bei der kaiserlichen Marine das Tauchen und machte sich in den 1920er Jahren mit einem Tauchunternehmen in Warnemünde selbständig. 1928 kam Sohn Horst zur Welt. Der besuchte die Fritz-Reuter-Schule und verbrachte jede freie Minute am liebsten mit „Vaddern“ auf dem Tauchboot.

Weil er als junger Mann in der Hitlerjugend aktiv war, wurde Horst Köbbert nach dem Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee im Strafgefangenenlager Fünfeichen bei Neubrandenburg interniert. Stark geschwächt und mit Tuberkulose infiziert kam er 1948 wieder frei. Zurück in Warnemünde lernte im Betrieb seines Vaters und wurde Helmtaucher. „Bei Köbberts wurde schon immer viel gesungen und der junge Horst sang sogar unter Wasser bei seinen Tauchgängen. So wurde er 1950 auch über das Tauchertelefon entdeckt“, weiß die Museumschefin. Der Sänger in spe besuchte das Konservatorium und sang stimmgewaltig als Bariton Opernarien. Schon bald wechselte er zur leichten Muse und wurde vor allem durch Seemannslieder bekannt. Von 1966 bis 1990 moderierte Horst Köbbert die DDR-Sendung „Klock 8, Achtern Strom“. Die Glocke aus der imaginären Fernseh-Hafenbar hängt heute auch im Warnemünder Heimatmuseum – es handelt sich um eine Dauerleihgabe von Ilse Spitz, der Witwe des Klock-Acht-Regisseurs Manfred Spitz.

Unvergesslich auch die Auftritte Horst Köbberts, Manfred Uhligs und Lutz Stückraths als die „Drei Dialektiker“ in der DDR-Unterhaltungsendung „Ein Kessel Buntes“. Dafür bekam er 1976 den DDR-Fernsehpreis „Goldener Loorbeer“. Köbbert selbst sagte einmal dazu: „Auf der Rückseite des Lorbeers sind die Worte eingestanzt: Sei stolz auf mich, doch denke dran, dass Lorbeer auch verwelken kann. Man hätte auch die Inschrift wählen können: Sei vorsichtig bei dem, was Du sagst.“ Das Ende er erfolgreichen und oft mutigen „Sprücheklopfer“ war absehbar – unzufrieden mit der ständigen Bevormundung löste sich das Trio 1977 wieder auf.

Eines der ganz besonderen Ausstellungsstücke ist auch eine Seekiste. Diese stammt aus der Bühnenshow „Die klingende Seekiste“, mit der Köbbert durch die DDR tourte. Die im Deckel befindlichen Aktfotos kommentierte der Künstler einst so: „Das ist nur ein bisschen Kultur, ein bisschen Naktkultur am Arbeitsplatz. Einige Damen habe ich noch persönlich gekannt. Die in der Mitte, die Mollige, das ist Rosi. War mal ein leichtes Mädchen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Sie war schlank. Und dann hat sie in der Zeitung gelesen, jeder soll dazu beitragen, dass unsere DDR international mehr Gewicht bekommt. Da kann man mal sehen, wie eine politische Losung oftmals die Massen ergreift.“

Gabriele Köbbert ist hocherfreut darüber, wie der Nachlass ihres Mannes von den Mitarbeitern des Museums in Szene gesetzt wurde und stiftete gleich noch eine interaktive Videostation dazu. Per Knopfdruck können sich die Besucher damit unterschiedliche Aufnahmen des großen Künstlers ansehen und  anhören.  Die Schenkung von Gabriele Köbbert ist für die Warnemünder ein großer Schatz. Der Künstler liebte seinen Heimatort über alles.


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