Der Sturmwind weht zum Weihnachtsstern


24. Dezember 2014

Eine Warnemünder Weihnachtsgeschichte von Jürgen Dührkop...

Nein, so einen Sturm haben selbst die Alten hier im Städtchen noch nicht erlebt. Der Wind zerrt an den Wipfeln der Bäume, als ob er sie mit Stumpf und Stiel herausreißen will. Regen peitscht waagerecht durch die menschenleeren Straßen und Gassen und die am Strand der nahen Ostsee aufgewirbelten feinen Sandkörnchen hämmern wie ein nicht enden wollender, wilder Trommelwirbel gegen alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Nein, bei diesem Wetter jagt man nicht einmal einen Hund vor die Tür!

Gebannt drücken sich die Kinder die Nasen an den Fensterscheiben platt. Die warme Heizung bullert vor sich hin und vom Wohnzimmertisch zieht der Duft von frisch gekochtem Kakao und den leckeren Plätzchen herüber, die sie alle zusammen am Wochenende gebacken hatten.

„Du sag mal“ hören sie im Hintergrund Papas Stimme „ist der Weihnachtsmarkt vor unserer Kirche eigentlich schon fertig aufgebaut? Als ich gestern von Arbeit kam, hatten sie die riesige Tanne gerade aufgerichtet, aber die Hütten standen noch nicht.“ „Doch, doch. Heute sind sie gerade fertig geworden. Ach herrje, und dann dieser Sturm! Er wird womöglich die kleinen Hütten wegblasen, und ob der Baum fest genug verzurrt ist... Da möchte ich gar nicht dran denken! So viel Mühe, und dann dieser fürchterliche Sturm so kurz vor der Weihnachtszeit“.

Die Kinder hatten nur halb zugehört, und als sie bei den letzten Worten ihre Köpfe drehten, sehen sie, wie Mama ihre Hände wie zum Gebet vor der Brust zusammenschlägt. „Oha“ Papas Antwort lässt sie Schlimmes ahnen „da magst Du recht haben. Dieser Sturm ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Schau, da drüben, im Park – knack, knack – da stürzen sogar schon die ersten Eichen um.“ Gebannt und fassungslos schauen alle dem gruseligen Schauspiel vor dem Fenster zu. Sehen, wie junge Bäume wie Streichhölzer abknicken und – oh Gott – wie sich zwei riesige Eichen, die über viele, viele Jahre hinweg wie Soldaten den Eingang in den Park bewachten, plötzlich bedrohlich zur Seite neigen und ihre Wurzeln den Boden ringsherum gefährlich anheben. Dass sie nicht gleich umstürzen, ist nur den Bäumen in unmittelbarer Nähe zu verdanken, die sie wie alte Kameraden mit ihren Stämmen und Ästen auffangen und so für den Augenblick das Allerschlimmste verhindern. Was für ein Drama!

Bei Kakao und Plätzchen wenden sich die Eltern schon wieder anderen Gesprächsthemen zu. Doch für die Kinder dreht sich alles um die Sorge um den kleinen Weihnachtsmarkt. Seit sie denken können, gehören die kleinen Karussells, die Kindereisenbahn, die Stände mit den leckeren Mutzen, Bratäpfeln und Würsten und nicht zuletzt die mit knuddeligen Figuren lustig gestalteten kleinen Verkaufshütten zur Vorweihnachtszeit dazu wie der Geschenkesack zum Weihnachtsmann. Hier nutzten sie jedes Jahr die letzte Gelegenheit, dem Weihnachtsmann doch noch ihre neuesten Geschenkewünsche zu erzählen. Was, wenn der Sturmwind die riesige Tanne umstürzt und auf die Buden krachen lässt? Wenn er die Hütten durch die Straßen weht, wie die Mülltonnen, die eben vor dem Fenster vorbeifliegen und ihren Inhalt offensichtlich schon lange verloren haben? Was, wenn der Weihnachtsmarkt ganz ausfällt – was wird dann aus Weihnachten? Nein, das durfte nicht passieren!

Ihnen wird klar, dass sie handeln müssen. Sie können einfach nicht auf das Ende des Sturmes warten um zu sehen, was er vom kleinen Weihnachtsdorf übrig gelassen hat. Unter einem Vorwand lassen sie ihre Eltern allein mit den restlichen Kekskrümeln. In ihren Zimmern durchwühlen sie alle Schränke und Schubfächer nach festen Riemen und Gürteln. Auch in Opas Keller, wo er all seine noch gut zu gebrauchenden Fundstücke von überall her einlagert, werden sie fündig. Sogar einen alten Kartoffelsack finden sie, ähnlich wie der vom Weihnachtsmann. Einen Moment lang stocken sie, doch sie haben Großes vor, daher denken sie nicht weiter über diesen Fund nach. Im Gegenteil, er kommt ihnen gerade recht – können sie doch hier ihr Befestigungsmaterial für die große Tanne hineintun.

Heimlich schleichen sie in die Wohnung zurück. Die Eltern erzählen immer noch im Wohnzimmer. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, lässt sich einer von ihnen noch ein Tässchen Kakao nachfüllen, während der andere die dicken Jacken, Schuhe und Mützen runter in den Keller bringt.

Kurz darauf mummeln sich beide fest ein. Der Größere der beiden schnürt sich den beachtlich schwer gewordenen Sack auf den Rücken. Dann blicken sich beide tief in die Augen, nicken einander zu und drücken die Klinke der Kellertür, um sich auf den Weg zur Rettung des Weihnachtsmarktes zu machen.

Hm. Die Tür lässt sich nicht öffnen. Was ist denn da los? Sollte das Vorhaben schon zu Ende sein, bevor es anfing? Mit vereinten Kräften stemmen sie sich ein weiteres Mal gegen die Tür, und wieder und wieder und wieder. Als sie es schon fast aufgeben wollen, öffnet sich die Tür plötzlich wie von alleine. Schnell fassen sie sich bei der Hand und schreiten nach draußen. Was sich ihnen da bietet, ist ein wahres Tollhaus! Ringsherum wirbeln Äste, Zweige und Gegenstände durch die Luft, als ob eine Geisterhand mit ihnen jonglierte. Die Stelle, an der sie selbst stehen, ist jedoch vollkommen windstill. Fasziniert und mit offenen Mündern schauen sie der mächtigen Kraft der Naturgewalten zu. Dann fasst sich der große Bruder ein Herz, greift fest die Hand des Kleinen – und das Abenteuer beginnt.

Gleich um das Haus herum packt der Wind die Kinder mit gnadenloser Wucht. Er zerrt wie verrückt an ihnen und raubt ihnen fast den Atem. Schritt für Schritt kämpfen sie sich vorwärts in Richtung Kirchenplatz. Manchmal müssen sie sich hinter Autos oder Häuserecken ducken, wenn die Böen gar zu heftig werden. So schlagen sie sich durch bis zur großen Kreuzung. Hier wird es ganz besonders gefährlich, denn Deckung gibt es auf der Straße nicht. Weit und breit ist kein Auto zu sehen. Nach einem Moment des Zögerns wagen es die beiden und lassen die schützenden Sträucher hinter sich.

Noch keine drei Schritte haben sie getan, als eine Windböe – stärker noch als alle anderen zuvor – auf sie zu braust und sie ergreift. Ohne zu kapieren, wie ihnen geschah, krallen sie sich aneinander fest und wirbeln wie in der Trommel einer Waschmaschine durch die Luft. Wegen der hohen Geschwindigkeit drückt es ihre Augen zu, doch ab und an gelingt es ihnen, einen Blick zu riskieren. Sie fliegen bereits hoch über den Dächern ihres Heimatortes. Ihr Haus können sie nicht mehr ausmachen, wohl aber noch die hohe Kirche und den – offensichtlich noch unbeschädigten Weihnachtsmarkt mit Christbaum. Wie in eine weiche Decke gewickelt trägt es die Geschwister immer höher hinauf, immer höher. Bald ist selbst die Ostsee nur noch so groß wie ein Stecknadelkopf und verschwindet schließlich ganz. Immer höher und immer höher geht es hinauf. Es ergeht ihnen nicht wirklich schlecht – sie spüren keine Kälte, kein Hunger quält sie und statt Angst bemächtigt sich ihrer eine große Neugier. Das Wichtigste jedoch – sie sind noch beieinander.

Allmählich sehen sie die blaue Erde unter sich verschwinden und tauchen ein in das Weltall – ein schwarzes Meer, hell erleuchtet von Tausenden und Abertausenden von Sternen. Sie passieren eine Raumstation, an deren Fenster sich verwunderte Astronauten ihre Augen reiben. Sternschnuppen schießen an ihnen vorbei, ebenso wie Sterne und die Sonne... Von den Anstrengungen ermüdet, fallen die beiden endlich in einen tiefen Schlaf.

Als sie wieder zu sich kommen, bemerken sie ein lebhaftes Gewusel rundherum. Klopfen, Hämmern, Knittern und die Kratzgeräusche von tausenden Füllfederhaltern dringen an ihr Ohr. Gaaanz langsam öffnen sie ihre verschlafenen Äugelein, heben ihre Köpfe und blicken sich um. Alles rot! Die herumwuselnden Gestalten tragen allesamt rote Kleider und Mäntel und Mützen. Die Männer noch dazu mal mehr, mal weniger lange weiße Bärte. Lediglich das spiegelblank geputzte schwarze Schuhwerk glitzert im Licht des Tages.

„Wo sind wir?“ Michels leise Frage reißt Niklas aus seiner Starre und lässt ihn den Mund wieder zuklappen. „Das weiß ich nicht“ antwortet er ebenso leise. „Die sehn ja alle aus wie Weihnachtsmänner.“ Vorsichtig erheben sie sich von den kuscheligen Lagern, auf denen sie sich wiederfinden und setzen ihre Füße auf den Boden.

„Wie wär's mit einem Tässchen Kakao und ein paar leckeren Lebkuchen? Ihr müsst ja mächtig hungrig sein von dieser langen Reise“ lässt sie eine warme, tiefe Stimme zusammenzucken. Die Stimme gehört einer unglaublich großen und unglaublich dicken Frau, die mit freundlichem Blick auf die beiden Erdenwürmer herabschaute. Sie wartet gar nicht erst auf eine Antwort und stellt zwei riesige Schalen des dampfenden Schokoladengetränkes mit einer gehörigen Portion Schlagsahne obendrauf vor ihnen ab. Sekunden später steigt der Duft von Lebkuchen, Weihnachtsplätzchen und frisch geschälten Apfelsinen vor ihnen auf.

„So jetzt stärkt Euch erst einmal. In der Zwischenzeit werde ich Euch verraten, warum und wo Ihr hier seid.“ Michel und Niklas lassen sich nicht zweimal bitten, denn ihre Mägen haben sich schon mehrfach unanständig laut bemerkbar gemacht.

„Also“ rollt die dunkle Stimme über sie hinweg „erst einmal – Ihr seid hier sicher und braucht keine Angst zu haben. Allerdings hat es Euch weit weg von zu Hause verschlagen. Ein außergewöhnlich schwerer Sturm hat auf der Erde gewütet und einige Unordnung hinterlassen. Aber nicht nur das. So wie Euch hat der Sturm noch weitere Kinder mit sich gerissen und tief in die Weiten des Weltalls geschleudert. Und hätten nicht unsere Forscher schon seit mehr als zweitausend Jahren ihre Fernrohre auf die Erde gerichtet, um nach dem Rechten zu sehen und dabei den Sturm entdeckt, und hätten sich nicht unsere Rettungskräfte im Handumdrehen auf den Weg zur Erde gemacht, hätte das böse ausgehen können. Doch so haben sie alle vom Winde verwehten Unglücksraben gerade noch rechtzeitig im Weltraum finden und hierher bringen können.

Wo Ihr jetzt seid? Nun ja – Ihr befindet Euch auf dem Weihnachtsstern. Hier leben die Weihnachtsmänner mit ihren Weihnachtsfeen und Wichtelkindern. Wir erforschen am liebsten das Leben auf der Erde, schauen den Menschen zu bei ihrem täglichen Tun und erkunden deren sehnlichste Wünsche. Das ganze Jahr über haben wir gut damit zu tun, Geschenke zu basteln, einzupacken, die Namen der Kinder und Erwachsenen darauf zu schreiben, um sie dann rechtzeitig zum Weihnachtsfest zur Erde zu transportieren und zu bescheren. Weil die Erde recht weit vom Weihnachtsstern entfernt ist, sind wir sehr froh, so schnelle Rentiere hier auf unserem Stern zu haben. Sie sind mehr als hundert Mal so schnell wie das Licht, das hilft uns sehr – und hat Euch in Eurer Not ebenso geholfen. Übrigens, ich bin die Walli.“

Niklas findet als erster seine Worte wieder. Er trägt eine Brille wie ein Professor und kann schon fast genauso scharf nachdenken und gut herausfinden. „Welche anderen Kinder konntet Ihr noch retten? Wo sind sie? Und kommen wir jemals wieder zurück nach Hause zu unseren Eltern?“ Die Fragen sprudeln nur so aus ihm heraus. Aber es tut gut zu wissen, dass sie nicht allein sind hier in der Fremde.

„Geduld, Geduld, junger Mann! Wenn Ihr satt seid, führe ich Euch zu den andern. Und was die Heimreise angeht – da macht Euch mal keine Sorgen! Ich werde dafür sorgen, dass ein Plätzchen auf dem Schlitten für Euch freigehalten wird, der die Geschenke für Euer Städtchen laden wird. Zur Bescherung werdet Ihr rechtzeitig zurück sein.“ Mit diesen Worten wischt Walli die spärlichen Überreste vom Tisch, die von dem Lebkuchenberg übrig geblieben sind. Als sie sieht, dass es die Jungs nicht mehr auf dem Platz hält, schiebt sie sie – vorbei an den werkelnden Handwerkern, fleißigen Einpackern und Schreibgelehrten – zur Ausgangstür. Draußen taucht die Sonne Häuser, Gras und Bäume in ein rötliches Licht.

Es ist ein Bild für Götter: Die riesige Walli schreitet mit großen Schritten voran, während Niklas und Michel wie kleine Zwerge Hand in Hand hinterher eilen und sich mühen, den Anschluss zu halten.

Sie passieren ein paar große Häuser, die offenbar weitere Werkstätten der Weihnachtsleute beherbergen, überqueren eine mit Nadelbäumen besprenkelte große Wiese und gelangen schließlich zu einer gemütlichen Hütte.

„Das ist unser Gästehaus. Hier werdet Ihr die kommenden Tage gemeinsam mit den anderen Erdlingen wohnen.“ Walli öffnet die Eingangstür und will gerade eintreten, da schießt ein kleiner Junge wie ein Pfeil an ihr vorbei aus dem Inneren heraus auf die Neuankömmlinge zu. „Niklas!!! Michel!!! Ist das toll! Yippie, was bin ich froh“ Wie von der Leine gelassen wirbelt er die Jungs herum, bis sie fast das Gleichgewicht verlieren. „Tommy!!! Was machst Du denn hier! Mensch, das gibt’s doch gar nicht! Unser bester Freund ist auch hier.“ Überglücklich umarmen sie sich.

Vom Lärm angelockt, erscheinen die Köpfe zweier weiterer Kinder in der Türöffnung. „So, Jungs. Ihr scheint Euch ja gesucht und gefunden zu haben. Das freut mich sehr.“ übertönt die Wallis Stimme den Lärm. „Darf ich Euch noch jemanden vorstellen? Hier sind Oskar und Paula. Auch sie hat der Sturmwind hierher gebracht. Die beiden kommen übrigens nächstes Jahr zu Schule. Michel, mir scheint, Du bist auch bald dran?“ Michel wirft sich stolz in die Brust: „Ich bin schon in der dritten Klasse!“ Walli schmunzelt: „Na das ist ja prima. Da werdet Ihr Euch ja glänzend verstehen. Entschuldigt mich jetzt erst einmal, ich muss noch ein paar Vorbereitungen für den heutigen Musikabend auf unserem Marktplatz treffen. Wenn Ihr könnt und Lust habt, könnt Ihr ja auch dazu kommen und mitmachen.“ Gesagt wie getan, schnappt sie ein paar Utensilien aus der Hütte und verschwindet.

Michel, von Hause aus ein kleiner Frechdachs, zögert nicht lang und geht auf die anderen beiden Kinder zu. „Hallo Ihr, ich bin der Michel. Was wollen wir spielen?“ „Schule“ erwidert Paula. „Um die Wette rennen“ dagegen Oskar, fast zeitgleich. Tommy und Niklas gesellen sich hinzu. Bald einigen sie sich und vergessen über das gemeinsame Spielen die seltsame Situation, in der sie sich befinden.

Nach einer Weile wilden Tobens bleibt Paula erschöpft stehen, stampft ungeduldig mit dem Fuß fest auf den Boden und fordert lautstark von den Jungs, jetzt endlich Schule zu spielen. Die schauen sich an, heben ihre Augenbrauen und zucken ergeben mit den Schultern. Sie müssen hier in der Fremde zusammenhalten und dürfen sich nicht streiten!

Einzig Oskar lässt sich zurückfallen und wird ganz kleinlaut. „Was ist denn mit Dir auf einmal los?“ fragt Niklas. „Och“ antwortet Paula an Stelle ihres Bruders „der hat nur ein bisschen Angst vor der Einschulungsprüfung“. „Wie, was, wieso hast Du Angst davor?“ Michel macht große Augen. Es ist noch nicht lang her, da hat er das selbst alles hinter sich gebracht. „Na, ich...“ stottert Oskar mit trauriger Stimme „weißt Du, ich kann erklären, wie die Welt entstanden ist. Ich kann auch erklären, dass der Mensch vom Affen abstammt. Aber ich vergesse ständig, wo ich wohne und wann ich geboren bin!“ Da nehmen ihn die anderen in den Arm, trösten ihn so gut sie können und machen ihm Mut. Bald verstehen sich die Kinder so gut, als ob sie sich schon ewig kennen würden.

Als sich der Tag zu Ende neigt, nähert sich Walli, um die Freunde zum Musikabend abzuholen. Der Marktplatz ist bereits gut gefüllt, als sie ankommen. Direkt am Brunnen stehen Musikinstrumente für jeden, der Lust hat, etwas vorzuspielen. Mit einbrechender Dunkelheit tauchen zahllose Kerzen und Laternen den Platz in ein urgemütliches Licht. Hier scheint fast jeder musikalisch zu sein. Die Instrumente wandern von einem zum anderen Musikanten, während die Umstehenden zur Musik singen und tanzen. Unsere Erdenkinder lassen sich schnell von der guten Stimmung anstecken.

Als Niklas und Tommy sehen, dass Euphonium und Trompete frei sind, greifen sie zu. Michel schnappt sich einen Taktstock, Oskar die Trommel und Paula die Klanghölzer. Groß ist der Beifall, als ihr Lied verklingt. Mit roten Ohren und leuchtenden Augen lassen sie das anerkennende Schulterklopfen der Weihnachtsmänner und die herzhafte Drückerei der Weihnachtsfeen über sich ergehen.

Es ist schon spät in der Nacht, als Walli sie zurück zur Hütte bringt. „So, meine Lieben. Dann mal flink ins Körbchen und eingeschlafen, denn morgen, gleich nach dem Frühstück, macht Ihr Euch auf die Reise. Da solltet Ihr fit sein. Willi, mein Mann, wird Euch höchstpersönlich nach Hause zurückbringen. Und macht Euch keine Sorgen. Willi kennt einen guten Zauberspruch, damit Eure Eltern sich gar nicht mehr daran erinnern, dass Ihr weg ward. So werden keine Sorgen die Freude am Weihnachtsfest trüben. Ihr allerdings werdet dieses Erlebnis für immer in der Erinnerung behalten. Und vielleicht sogar die eine oder andere Lehre daraus ziehen. So, jetzt also fertig machen fürs Bett und Gute Nacht!“

Am nächsten Morgen pellen sie wieder ihre warmen Sachen an, suchen sich zwischen all den vielen Geschenken ein gemütliches Plätzchen auf dem riesigen Schlitten und warten auf den Kutscher.

Lange müssen sie nicht warten, dann kommt Willi. Oh man, was für ein riesiger Weihnachtsmann. Neben ihm wirkt Walli wie ein kleines Mädchen. Er nimmt sie zum Abschluss in seine muskelbepackten Arme und drückt sie so doll, als wolle er sie zerquetschen. Dann drückt er ihr noch einen dicken Kuss auf die Lippen und wendet sich seinen Rentieren zu.

Die sind schon vor den Schlitten gespannt und können kaum erwarten, dass die Reise losgeht. So, vorn ist alles in Ordnung. Wie sieht es hinten aus? Sein verschmitztes Gesicht beugt sich über die wertvolle Fracht. Sein voller, weißer Bart zuckt und kitzelt die Kinder im Gesicht, als er mit dröhnender Stimme fragt: „Ho, ho, sind wir bereit für den lustigen Ritt durch den Weihnachtsabend?“ Dann steigt er vorn auf den Kutschbock, knallt mit der Peitsche und – huiiiiii – geht ab die Post geschwind.


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