B-Plan-Strand: Ortsbeirat erteilt Teepott-Wintergarten und Dünen-Parkhaus Absage


13. April 2016

Im April 2014 hatte die Rostocker Bürgerschaft beschlossen, das B-Planverfahren für den Warnemünder Strand einzustellen – das über Jahre erarbeitete Konstrukt galt als viel zu unflexibel. Gleichzeitig sollte geprüft werden, welche neuen Inhalte aufgenommen werden können und ob ein Bebauungsplan überhaupt das geeignete Instrument sei, in diesem Fall Dinge festzuschreiben. Nach eingehender Prüfung ist man ziemlich sicher, dass ein Strand-B-Plan der „einzig gangbare Weg“ ist und das Verfahren erhält somit seine zweite Chance. Ein hohes Maß an Flexibilität, die Anpassung des Saisonbegriffs, die Möglichkeit von Ganzjahresgastronomie und die Erhöhung der Anzahl saisonaler Strandversorgungsangebote sind in der Beschlussvorlage gefordert. Schon in seiner Mai-Sitzung soll das Stadtparlament darüber befinden.

Langfristiges Ziel ist es, den Strand gerade in der Nebensaison deutlich aufzuwerten und zu beleben, denn hier gibt es die meisten Reserven. Ein erster Schritt ist mit der Neufestsetzung des Saisonbegriffs bereits getan. Erst im vergangenen Jahr kam es hier zu einer bahnbrechenden Regelung, denn die Saison gilt seither vom ersten Frühlingsferientag bis zum letzten Herbstferientag in einem deutschen Bundesland. Diese Lösung findet nicht nur bei den Strandunternehmern breite Zustimmung.

Weiter wünschen sich die Touristiker generell mehr Flexibilität in Bezug auf die saisonalen Strandversorgungsstandorte und mindestens einen ganzjährig zu bewirtschaftenden Gastronomiestandort am Strand oder in den Dünen. Alle diese Themen fanden die Zustimmung der Warnemünder während der gestrigen Ortsbeiratssitzung und können von der Bürgerschaft so beschlossen werden. Heftig gestritten und diskutiert wurde hingegen über zwei weitere in der Beschlussvorlage vorhandene Punkte: Zum einen geht es um eine mögliche Tiefgarage unter den Dünen und zum anderen um einen Teepott-Wintergartenanbau.

Der Grünen-Abgeordnete, Uwe Flachsmeyer, forderte beide Punkte ersatzlos zu streichen und legte dem Ortsbeirat dazu einen Änderungsantrag vor. Er erinnert daran, dass der Verkehr künftig aus Warnemünde herauszuhalten sei – so ist es im Strukturkonzept festgeschrieben und auch der OBR hatte sich dahingehend bereits eindeutig positioniert. Ähnlich rigoros geht Flachsmeyer mit der Idee eines Teepott-Anbaus ins Gericht. Eine entsprechende Bauvoranfrage, eingereicht durch den Eigentümer Friedemann Kunz, wurde bereits im Dezember vergangenen Jahres abschlägig beschieden. „Falls der Anbau kommt, verändert sich das unter Denkmalschutz stehende Leuchtturm-Teepott-Ensemble nachhaltig. Wollen wir das in Warnemünde“, stellt auch der Beiratsvorsitzende Alexander Prechtel die Kardinalfrage.

Natürlich wollen die Warnemünder das nicht! „Zu viele Investoren haben uns in den vergangenen Jahren belogen und betrogen“, fasst Hansi Richert vom Warnemünde Verein die negativen Erfahrungen vieler Anwohner zusammen. Er erinnert an die Bebauung in der Heinrich-Heine-Straße, die den Versprechungen zufolge einzig Dauerbewohnern vorbehalten sein sollte: „Jetzt sind auf den Namensschildern ‚Schwalbe‘, ‚Möwe‘ oder ‚Düne‘ zu lesen.“ Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass die Residenz im Kurpark fast ausschließlich aus  Ferienwohnungen besteht. Ortbeiratsmitglied Matthias Ehlers wünscht sich, dass man den Warnemündern endlich mal zuhören möge und formuliert etwas drastischer: „Wer sich traut, unter den Dünen ein Parkhaus zu bauen und sich am Teepott zu vergreifen, gehört geteert und gefedert!“

Einer der sich das traut ist Architekt Enno Zeug, der eigene Pläne für ein Dünenparkhaus schon seit vielen Jahren in der Schublade hat: „Ich habe die Idee mit dem Hintergrund, den historischen Ortskern fußläufig erlebbar zu machen, vorangetrieben“, bekennt der Planer. Auch Ortsbeiratsmitglied Helge Bothur gehört zu den Befürwortern und gibt zu bedenken, dass durch kommende Straßensanierungen die ohnehin sehr knappen Parkplätze nochmals deutlich dezimiert werden.

Noch ein weiterer Aspekt ist in diesem Zusammenhang interessant: Schon heute können Vermieter für ihre Gäste abschließbare Dauerparkplätze im Technologiepark Warnemünde anmieten. Der Vermietungsstand liegt nach Aussage des Betreibers Kartens Ziegler bei 50 Prozent. In Zeiten besonders starken Verkehrsaufkommens, etwa bei Großveranstaltungen oder an heißen Strandwochenenden, wird der benachbarte Event-Parkplatz freigegeben. Bisher wurden diese Kapazitäten auch nicht annähernd ausgeschöpft.

Am Ende hielt sich der Warnemünder Ortsbeirat an den Vorschlag des Grünen-Abgeordneten Uwe Flachsmeyer und stimmte mit sechs zu zwei Stimmen für den Änderungsantrag. Das Gremium votiert damit eindeutig gegen Dünenparken und Teepott-Anbau.


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limalo - 15.04.2016 um 09:03 Uhr
Kein Dünenparkhaus !! Hoffentlich ist das endgültig !? Das riesige Problem "Parken in Warnemünde " wird besonders für die Warnemünder eine große Belastung !Kritiker werden nicht gehört oder abgewiegelt !
Gast - 14.04.2016 um 09:09 Uhr
Was für ein Glück für die Warnemünder und auch uns Touristen!!!
Baut Warnemünder nicht immer mehr zu, wir möchten unseren Urlaub auch weiterhin in einem Ort verleben, der den Einheimischen gehört, wir wollen keinen "Touristen-Kunstort."
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