Vom 3. bis 17. Juni unternimmt ein Team von Warnemünder Mikrobiologen eine Forschungsfahrt mit der Alkor in der Ostsee. Die Wissenschaftler untersuchen entlang ihrer Fahrtroute, die von West nach Ost durch sehr unterschiedlich salzhaltiges Wasser führt, wie sich die Bakterien-Gemeinschaften zusammensetzen. Außerdem soll an den tiefsten Stellen der Ostsee nach Auswirkungen des Salzwassereinbruchs im Dezember 2014 gesucht werden.
Es heißt, dass die biologische Vielfalt im Brackwasser am niedrigsten ist – mit Ausnahmen von Bakterien. Daniel Herlemann, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, IOW, konnte das schon vor vier Jahren belegen. „Wir haben bereits viele Nachweise im Brackwasser erbracht, aber im Gegensatz zu den marinen Arten wissen wir noch nicht, was diese Bakterien auszeichnet, was sie, allgemein gesprochen, alles können.“
Daniel Herlemann wird auf dem ersten Fahrtabschnitt von Rostock in den Skagerrak und von dort nach Sassnitz die Fahrtleitung übernehmen. „Kein anderes Seegebiet als die Ostsee bietet derart gute Möglichkeiten, Brackwasser-Bakterien zu untersuchen. Wir können vor unserer Haustür Proben sammeln und dann beobachten, wie sie mit den unterschiedlichen Klimabedingungen und Salzgehalten der Ostsee zurechtkommen.“ Ein wichtiger erster Schritt für solche Untersuchungen ist die Isolierung einzelner Bakterien-Arten im heimischen Labor. Erst danach kann die Erforschung des „Bakterienheeres“ beginnen.
Im zweiten Fahrtabschnitt, der von Sassnitz aus in das Gotland-Becken und Landsorttief führen wird, übernimmt Klaus Jürgens, Leiter der Arbeitsgruppe Mikrobielle Ökologie am IOW, die Fahrtleitung. Dort, wo die Ostsee am tiefsten ist und meist unter Sauerstoffmangel leidet, sucht er nach den Folgen des Salzwassereinbruchs vom Dezember 2014. Große Mengen an Sauerstoff wurden dadurch in das Tiefenwasser der Ostsee getragen. „In der Ostsee können wir sehr gut untersuchen, was an der Grenzschicht zwischen sauerstoffhaltigem und -armem Wasser passiert und welche Organismen die Ausbreitung dieser Zonen kontrollieren.“
Foto: Ruess, IOW
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