Auf Zeitreise in Sachen "Blaualgen"


11. August 2020

Der Hochsommer ist die Zeit der Cyanobakterien – umgangssprachlich Blaualgen genannt.  Im Zeitraum Juli/August, wenn nach der Hauptwachstumsphase nur noch wenig Nährstoffe im Oberflächenwasser sind, gedeihen sie besonders gut. Dann kann ihr massenhaftes Auftreten den Badespaß vermiesen, weil es das Wasser in eine gelbbraune Brühe verwandelt. Die Organismen schaden aber auch dem Ökosystem. Sterben die Algenmassen ab, sinken sie auf den Meeresboden, wo bei ihrer Zersetzung Sauerstoff verbraucht wird. Die „toten Zonen“ am Boden der Ostseebecken breiten sich somit weiter aus. Den Ursachen der häufigen Blaualgenblüten versuchen die Meeresbiologen am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde seit Jahren auf den Grund zu kommen. Jetzt erhielten sie Unterstützung durch ihre Kollegen aus der Sektion Marine Geologie.

Bei den Untersuchungen kamen zwei Biomarker zum Einsatz, die fast ausschließlich durch in der Ostsee häufig vorkommende Cyanobakterien produziert werden. Es handelt es sich um Kohlenwasserstoffe, mit den vorteilhaften Eigenschaften, sich auch innerhalb von Jahrtausenden nicht zu zersetzen und im Sediment einlagern. So gelang es einem Team um den Warnemünder Meeresgeologen Jérôme Kaiser, innerhalb eines auf 160 Jahre datierten Sedimentkernes durchgehend Cyanobakterien nachzuweisen. Bis 1920 allerdings in nur relativ geringer Häufigkeit. Danach wechselten sich Perioden mit hoher und niedriger Häufigkeit ab. Einen signifikanten Anstieg in den 1950er Jahren, als die Überdüngung der Ostsee erheblich zunahm, fanden sie nicht. Dafür zeigte sich aber eine Übereinstimmung zur Entwicklung der sommerlichen Temperatur des Oberflächenwassers in der zentralen Ostsee. Außerdem scheinen zyklische Zirkulationsschwankung der Ozeanströmungen im Nordatlantik (60 bis 90 Jahre) indirekt Einfluss zu nehmen.

„Die beiden Methylheptadekan-Biomarker haben uns gezeigt, dass Cyanobakterien drastisch auf Klimaanomalien reagieren können. In Anbetracht der anhaltenden Erderwärmung sollten wir das im Blick behalten“, fasst Jérôme Kaiser die Ergebnisse zusammen.

Foto: IOW / K. Beck


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