Warnemünder Shantychor feiert runden Geburtstag


31. August 2014

Seit nunmehr fünf Jahrzehnten schreiben De Klaashahns eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Mittlerweile gehören sie zum Ostseebad, wie der Teepott oder der Leuchtturm und irgendwie steht hier auch das ganze Jahr 2014 im Zeichen des Warnemünder Shantychores. Im Rahmen einer Festveranstaltung am 6. September ab 14.00 Uhr werden die Klaashahns im Kurhaus mit 120 geladenen Gästen und Fans das Jubiläum feiern. Eintrittskarten sind noch in der Tourismuszentrale und in der Buchhandlung Krakow Nachf., am Kirchenplatz, zu haben.

1963 fanden sich acht junge Warnemünder Segler zusammen, um ihre Abende gemeinsam mit dem Singen von Seemannsliedern und Shantys zu verbringen. Unerfüllte Sehnsüchte nach der Freiheit auf den Meeren stillte man oftmals mit dem Gesang von maritimen Liedern. Reinhold May war seinerzeit Gründungsmitglied, der 76jährige ist noch heute voller Spaß an der Sache mit dabei. 1964 kam dann der erste Auftritt und die Geschehnisse nahmen ihren Lauf – niemand konnte damals voraussehen, welche Entwicklung das nehmen würde.

Eng mit ihrem Heimatort verbunden, setzen die Chormitglieder vor allen Dingen auf Tradition. Traditionell ist auch ihr Name: Vor etwa 150 Jahren kamen zur Ni-klaas-tied, also Nikolauszeit, Eisenten, auch Klaashahns genannt, in die Bucht von Warnemünde, um hier zu überwintern. Die Fischer fingen sie und ihre Frauen verkauften sie schließlich auf dem Markt in Rostock. Dort wiederum wurden die Warnemünder wegen ihrer nur allzu ärmlichen Verhältnisse als „Klaashahns“ verhöhnt. „Auch die Seemänner zu Zeiten der Segelschifffahrt wurden, wenn sie sich als Warnemünder zu erkennen gaben, überall ‚Klaashahns‘ genannt“, weiß Chor-Chronist und Klaashahns-Mitglied Joachim Glende. Für die Sänger Grund genug, ihren Chor mit dem einstigen Spottnamen zu betiteln. Noch heute tragen sie diesen Namen voller Stolz im Gedenken an die Vorfahren.

Zu einem Chorgesang werden singende Stimmen nur gemeinsam mit Gleichgesinnten. Und diese Gleichgesinnten sind für jedes Chormitglied oftmals wichtig – sie helfen selbst in schwierigen persönlichen Situationen, helfen Leid und Schmerz zu vergessen und geben Kraft für Pflichten des Alltags. Man lernt aufeinander zu hören, und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn wer beim Singen nicht auf den anderen hört, verhindert den Chorklang.

Vor 50 Jahren hatte die traditionelle Kultur im gesellschaftlichen Leben der Menschen noch einen ganz anderen Stellenwert. Oft überwiegen heute Kommerz und Geld. Umso erfreulicher ist es also, dass sich De Klaashahns die Freude am Gesang erhalten haben. Jährlich absolviert der Chor 60 bis 70 Auftritte und das längst nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland, wie etwa in Polen, Tschechien, Frankreich, Dänemark, Schweden, Österreich und den USA. Mehrfach wurden die Warnemünder Shantysänger schon für ihre musikalischen Leistungen und Traditionspflege ausgezeichnet. Zwei Mal waren die Knurrhahnpreisträger des Jahres 2004 und Kulturpreisträger des Jahres 2005 schon zum Sommerfest des Bundespräsidenten ins Schloss Bellevue geladen, auch bei Carmen Nebel waren sie schon zu Gast. Alljährliche Standards sind natürlich die vielen kleinen und größeren Veranstaltungen in und um Warnemünde, etwa das Stromerwachen, das Kuttersingen, die Warnemünder Woche, die Hanse Sail, das vorweihnachtliche Benefizkonzerte und, und, und, die ohne De Klaashahns nur halb so schön wären.

Damit alles so schön bleibt, proben die 30 Sänger und sechs Musiker – mit Monika Milles ist seit 1998 auch eine Akkordeon-Frau mit an Bord – in der Alten Warnemünder Vogtei. Über 100 Lieder haben sie im Repertoire. „Natürlich mussten auch wir uns dem allgemeinen Trend der Unterhaltungsmusik anpassen. Den Bogen zwischen Tradition und Moderne zu spannen, bleibt die Herausforderung für die Zukunft“, so Glende.  

Der Klaashahns-Altersdurchschnitt liegt übrigens bei 68 Jahren. Akute Nachwuchssorgen, wie andere traditionsorientierte Vereine haben sie nach eigenen Angaben nicht: „Durch ein ansprechendes Outfit und modernere Seemannslieder wirken wir dem entgegen“, sagt der Warnemünder, „aber natürlich wünschen wir uns auch weitere motivierte Sänger, die den Chor verstärken, und ein glückliches Händchen bei der Liederauswahl, damit der eigene Spaß am Singen erhalten bleibt und trotzdem die Erwartungen des Publikums sich erfüllen.“

Von der eigens aufgelegten Jubiläums CD „De Klaashahns – 50 Jahre hart am Wind“ mit traditionellen Shantys und norddeutschen Folk-Songs wurden bereits 200 Exemplare verkauft. Das Album ist im Coaast-Schallplattencafé, Am Leuchtturm 4, in der Buchhandlung Krakow Nachf., am Kirchenplatz, und natürlich im Internet auf www.klaashahns.de zu haben. Die akribisch zusammengestellte Klaashahns-Chronik von Joachim Glende ist in begrenzter Anzahl während der Festveranstaltung im Kurhaus erhältlich.

Foto: Joachim Glende


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