Warnemünde: Sturmflutschutz in modularer Bauweise


17. November 2017

Sturmflutschutz ist wichtig und richtig, vor allem, wenn man an der Küste wohnt. Das weiß man spätestens nach dem verheerenden Sturmhochwasser von 1872, das sich am 12. und 13. November 2017 zum 145. Mal jährte.

Bekannt ist, dass die bestehende Hochwasserschutzwand am südlichen Alten Strom aus dem Jahre 1972 keinen ausreichenden Schutz mehr bietet. Sie ist marode und entspricht keinesfalls den heute geltenden Bemessungsgrundlagen. Fakt ist aber auch, dass die Planungen für eine neue Schutzwand bei den Warnemündern seit Jahren für Streitpotenzial, bis hin zu einem Petitionsverfahren, sorgten. Bemängelt wurden von den Anwohnern Höhe und Ausführung des Bauwerks. Die Bahnhofsbrücke selbst und viele Gebäude Am Strom stehen unter Denkmalschutz, was bei den bisherigen Vorschlägen wenig Berücksichtigung fand.

Ein Hochwasserrisiko besteht für das Ostseebad allerdings sowohl von der Ostsee, als auch von der Warnow. Möglich ist sogar eine flächendeckende Überschwemmung des Ortskerns über den Laakkanal und den südlichen Alten Strom. Eine Lösung muss also her, zumal der Klimawandel und die damit verbundenen Auswirkungen auf unsere Küsten eine große Unbekannte darstellt.

Das Rostocker Planungsbüro Inros Lackner wurde vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StaLUMM) beauftragt, die Planung für einen Ersatzneubau der Sturmflutschutzanlage am südlichen Alten Strom zu erarbeiten. Am Dienstag stellte StaLUMM-Projektleiter Ronny Schmidt dem Warnemünder Ortsbeirat die Entwürfe vor. Danach entsteht auf einer Länge von etwa 510 Metern in modularer Bauweise eine stationäre Schutzwand. Die Wand soll für die nächsten 40 Jahre Bestand haben und kann bei Bedarf angepasst werden. „Was danach kommt, sollen kommende Generationen entscheiden“, so Schmidt. Angepasst werden kann sowohl die Höhe der Module, als auch der verwendete Baustoff – in der vorliegenden Ausführungsplanung kommen Betonelemente zur Anwendung. Wichtig für Denkmalschutz und Anwohner: Der Neubau hat eine Höhe von 2,75 Metern über Normalnull und ist damit nur fünf Zentimeter höher als der vorhandene Wall. Nach derzeitigem Bemessungsverfahren ist die Hochwasserschutzwand damit bis zum Jahr 2060 ausreichend hoch, um ein 200-jährliches Hochwasser zu kehren, ist das StaLUMM- überzeugt.

Baubeginn soll schon im Januar 2018 sein. Das Vorhaben ist in drei Teilabschnitte unterteilt. Mit größeren Lärmemissionen ist nicht zu rechnen, denn die Spundwand wird nicht gerammt, sondern in den Boden gepresst. Durch dieses Verfahren werden auch Schäden an den Wohnhäusern in diesem Ortsbereich vermieden. Trotzdem ist für die Gebäude Am Strom 9 bis 22 und 52 bis 54 noch in diesem Jahr ein Beweissicherungsverfahren geplant.

Die Mauer soll mehrere Durchlässe und eine Rampe für Fahrräder, Kinderwagen und Rollifahrer haben – alle Durchlässe könne im Ernstfall aber geschlossen werden. Sehr schön gelöst: ein Spazierweg auf Höhe der Bootsliegeplätze, die übrigens alle erhalten bleiben. Auch die Trauerweide am Südende und die Liebesschlösser vor der Vogtei haben Bestand. Letztere werden nur während der Bauzeit eingelagert. Das Bauunternehmen Claus Wieben aus Ribnitz-Damgarten übernimmt die Ausführung.

Bausenator Holger Matthäus, selber Anwohner am südlichen Alten Strom, sprach von einer „salomonischen Lösung“ und einer guten Basis für die nächsten 40 Jahre. Auch der Beiratsvorsitzende Alexander Prechtel zeigte sich erleichtert, dass das Thema angegangen wird und mahnte: „Man muss nicht nur bis morgen, sondern auch bis übermorgen denken.“ Das Bauvorhaben wird durch Bundesmittel finanziert und ist Teil einer Reihe verschiedener Baumaßnahmen zur Errichtung des Sturmflutschutzsystems Warnemünde.  

Weitere Informationen über das Vorhaben sind im Internet auf www.sturmflutschutz-warnemuende.de abrufbar.

Visualisierung: Frank Schmidt-Garling


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