Warnemünde: Branche diskutierte über saubere Schifffahrt


15. September 2018

Für ein uneingeschränkt positives Echo unter den etwa 100 Teilnehmern sorgte das durch Rostock Port initiierte Symposium „Neue Umwelttechnologien zur Schadstoffreduzierung in der Schifffahrt“. Eingebettet in das Rostock Cruise Festival fand die Tagung heute im Technologiepark Warnemünde (TPW) statt.

Zunehmend rücken die mit der steigenden Zahl der Schiffsanläufe und umgeschlagenen Güter sowie durch immer größer werdende Schiffe mit immer mehr Passagieren verbundenen negativen Wirkungen wie Lärm- und Schadstoffemissionen in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Werden auch gesetzliche Grenzwerte stets eingehalten, sieht die subjektive Wahrnehmung der Bevölkerung oft anders aus. Grund genug, die durch Kreuzfahrt hervorgerufenen Belastungen einmal differenziert zu betrachten. Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Reedereien waren geladen und beleuchteten die Dinge aus ihrer Sicht.

Landstrom war ein ganz großes Thema. Erst am Dienstag hatten Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling, Aida Präsident Felix Eichhorn und Rostock Port Geschäftsführer Jens Scharner eine Absichtserklärung unterzeichnet, wonach in Warnemünde bis 2020 ein Landstromanschluss entstehen soll. Dieser kann vier Liegeplätze erreichen und genug Kapazität zum Anzapfen von zwei Schiffen gleichzeitig bieten. Die Rostocker Reederei unterstützt das Vorhaben und will die vom Ostseebad aus agierenden Schiffe AIDAmar und AIDAdiva für jeweils 2 Millionen Euro mit der benötigten Hardware nachrüsten.

Mittelfristig betrachtet, so der Tenor, sei Landstrom zwar durchaus sinnvoll, aber letztlich nur eine Brückentechnologie. Und schließlich komme der Strom auch nicht einfach aus der Steckdose. Trotzdem ein großer Gewinn für Warnemünde: Wird Landstrom gezapft, gehen die Motoren nämlich aus. Gerade in Hinblick auf die Lärmbelästigung eine wunderbare Verbesserung der Lebensqualität für Einwohner und Urlaubsgäste. Allerdings, auch das wurde besprochen, es sind nicht immer nur die Motoren, die Krach machen. Oft seien es Lüfter und/oder Borddurchsagen. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung an der Kreuzfahrt erhalten bleibt. An vielen Stellen kippt die Stimmung bereits und deshalb halten wir Landstrom für unbedingt erforderlich“, betonte Alexander Prechtel, Ortsbeiratsvorsitzender in Warnemünde. Seit nunmehr acht Jahren kämpft das Gremium um diese Lösung – es ist an der Zeit, dass sich etwas tut.  

Besprochen wurden auch die Vor- und Nachteile von Scrubbern zur Schwefelemission und die zunehmende Bedeutung von Flüssigerdgas (LNG=Liquefied Natural Gas). „Der Landstromanschluss hat seine Berechtigung, ist aber wenig effizient. Gas ist der Brennstoff für die nächsten zehn Jahre“, prognostizierte Gerhard Untiedt von der Meyer Werft. Langfristig gesehen sei aber auch LNG nur eine Übergangslösung und es gehe von den sauberen fossilen Brennstoffen über strombasierte Kraftstoffe (E-Fuels) in Richtung Brennstoffzellen. „Da wären wir dann bei der Zero-Emission.“

Dass die Schifffahrt schon heute viel sauberer sein könnte und schwache Grenzwert die Entwicklung lähmten, verdeutlichte Bert Buchholz, Professor am Lehrstuhl für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren an der Uni Rostock. Auch für ihn sei LNG als umweltfreundlicher Antrieb interessant und wird bald auch im Güter- und Fernverkehr Einzug halten. Der Wissenschaftler sieht viel Potenzial in der Forschung und bekräftigte: „Wenn wir die E-Fuels 2050 einsetzen wollen, müssen wir schon heute damit beginnen.“

Ein Wettbewerbsnachteil für Deutschland bei der maritimen Energiewende sei nach Ansicht von Georg Ehrmann, Maritime LNG Plattfom e.V., auch die unzureichende Infrastruktur. Derzeit kommen mit Flüssiggas befüllten LKW oder Tanker meist aus Rotterdam, was den ökologischen Fußabdruck negativ beeinflusse. Deutschland brauche dringend Verteilerzentren. Abhilfe in Rostock könnte die Novatek Gas & Power GmbH schaffen. Sie plant im Überseehafen eine mittelgroße LNG-Umschlaganlage mit 300.000 Tonnen Flüssiggas pro Jahr.        

Und dass die Rostocker Reederei Aida Cruises längst zum Pionier einer saubereren Kreuzschifffahrt avanciert ist, machte Präsident Felix Eichhorn klar: „Es reicht uns nicht, das zu machen, was rechtlich gefordert ist, sondern wir machen, was technisch möglich ist.“ Als Beispiel führte er die im Jahr 2004 bei der Meyer Werft bestellte AIDAdiva an. Schon vor 14 Jahren hatte man bei dem Neubau einen Raum für den Landstromanschluss eingeplant. Mit AIDAnova hat das Papenburger Schiffbauunternehmen, zu dem auch die Warnemünder Neptun Werft gehört, für die Kussmundflotte einen weiteren Trendsetter gelandet. Es ist das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das mit verflüssigtem Erdgas fährt.


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