Nach der Brückenöffnung: Warnemünde ist saisonklar


29. April 2018

„Wenn die Sonne lacht, hat’s der Warnemünde Verein gemacht“, spielte Horst Marx gestern Vormittag in seiner Anmoderation für die feierliche Zeremonie des 24. Stromerwachens zum einen auf die emsigen Mitveranstalter des feierlichen Saisonstarts und zum anderen auf das dazu passende herrliche Frühsommerwetter an – die Gemüter waren entzückt. Zu den absoluten Höhepunkten des alljährlich stattfindenden Events gehört für viele Warnemünder und ihre Gäste das Öffnen und Schließen der Bahnhofsbrücke mit anschließendem Fassbieranstich durch den Tourismusdirektor – letzteres musste gestern allerdings mangels Fasses durch das Öffnen einer Magnum Flasche Bier ersetzt werden. Das tat dem fröhlichen Treiben keinen Abbruch, denn Freibier gab es trotzdem. Alle zwei Jahre wird das Stromerwachen zudem durch das Treffen der Drehorgelspieler bereichert. In diesem Jahr ist es schon das zehnte. Weitere Protagonisten sind neben der Warnemünder Trachtengruppe natürlich die örtlichen Shantychöre, die für die musikalische Untermalung des Geschehens verantwortlich sind.

Doch bleiben wir bei der Brückendrehung, die für Zuschauer und Aktive immer wieder eine kleine Sensation darstellt: Die 1903 gebaute Stahlbrücke mit rustikalem Holzbohlenbelag wird – weil für die Berufsschifffahrt nicht mehr benötigt und nur noch touristisch besonders wertvoll – nämlich nur noch ein Mal pro Jahr geöffnet. Anders als Anfang des 20. Jahrhunderts, ist die Passage vom nördlichen in den südlichen Alten Strom heutzutage allerdings kostenfrei. „Die Gebühr  für das Öffnen der Brücke beträgt für Schiffe bis zehn reg. Tonnen 1,50 bis 30 Tonnen 3 und noch größere 4 Mark“, zitierte Heiko Tiburtius, Leiter des Rostocker Straßen- und Tiefbauamtes, aus der Brückenverordnung von 1903. Geregelt wurde in dem Pamphlet auch, dass über die Brücke nur im Schritt gefahren oder geritten werden dürfe und dass sich die Fußgänger stets rechts zu halten haben. Letzteres konnte sich bis in die heutigen Tage leider nicht durchsetzen, sodass es gerade an hochsommerlichen Tagen, wenn viele Menschen in Richtung Strand unterwegs sind, häufig zu Engpässen kommt. Anfang des 20. Jahrhunderts bedurfte es für das Öffnen der Bahnhofsbrücke auch noch der Zustimmung des Warnemünder Lotsenkommandeurs, der eine entsprechende Bescheinigung ausstellte, die im „Bureau des Stadtbauamtes in Warnemünde“ abzugeben war. Heute reicht dafür der Stempel des Amtsleiters, der die Zeremonie fachkundig von einer Bühne aus begleitet und dabei interessante technische Details verrät.

Das Auf- und Zudrehen war nach 1940 wegen eines schwerwiegenden Lagerschadens für viele Jahre nicht mehr möglich.1991 folgte die komplette Rekonstruktion und die Brücke war bis zum 7. August 2000 wieder drehbar. An diesem Tag wurde sie von einem Fahrgastschiff gerammt und dieser Crash zerstörte den Königszapfen, das Herzstück des Drehmechanismus. In den Jahren 2004 und 2005 folgten eine weitere Reparatur und der Einbau eines neuen gusseisernen Königszapfens. Die Freude der Warnemünder war nur von kurzer Dauer, denn am 16. Dezember 2005 folgte eine weitere Kollision mit einem Fahrgastschiff. Auch diese Schäden wurden im darauffolgenden Jahr repariert. Eine grundhafte Sanierung mit Erneuerung des Korrosionsschutzes und Ersatz des Bohlenbelages durch FSC-zertifizierte Eichen- und Lärchenbohlen aus der Rostocker Heide, folgte in den Jahren 2010 und 2011. 2014 dann schließlich die grundlegende Erneuerung der Drehmechanik und seitdem wird die Warnemünder Bahnhofsbrücke wieder ein Mal pro Jahr – immer am Sonnabend des Stromerwachens – geöffnet.


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